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Ishi Vu – La Luz

Schwedische Produzenten dominieren schon seit vielen Jahren die Popmusik. Während Max Martin, Shellback und Co. glattpolierte Charthits am Fließband liefern, widmet sich ihr Landsmann William Cohen alias Ishi Vu eindeutig experimentelleren Klängen und beweist auf seinem Debütalbum „La Luz“ seinen Facettenreichtum.

Nach ein paar vereinzelten Singles, einer Handvoll EPs und einer Kollaboration mit Bicep hat Ishi Vu eine vielversprechende 13-Song-starke LP produziert. Der Göteborger beleuchtet auf „La Luz“ Licht und Schatten der Techno-Szene, die er seit Kindheitstagen verinnerlicht hat – oder vielleicht sogar verinnerlichen musste.

Aufgewachsen als Sohn eines Nachtclubbesitzers in Stockholm, bekam er nicht nur die berauschenden Partys mit, sondern eben auch die Verwüstung, die erst bei Sonnenaufgang deutlich wird.

Sein Debüt ist folgerichtig kein blankes Zelebrieren elektronischer Musik. Zwar gibt es vereinzelt Momente, die sich unbemerkt in die Playlist von ekstatischen Raves schleichen, aber „La Luz“ bietet mehr. William Cohen bewegt sich nicht nur zwischen Techno und House, sondern lässt Trip-Hop- und sogar Psych-Rock-Elemente einfließen.

Für ein Produzenten-Album kommen hierfür erstaunlich viele organische Parts zum Einsatz – insbesondere regelmäßige Gitarrenspuren. Teilweise sind diese auch von Cohen selber eingespielt und fügen sich nahtlos in das restliche elektronische Gefüge ein. Einzig in dem Track „Isolated Incidents“ wirkt die Gitarre etwas holprig.

Durch eine Vielzahl von Voice-Samples schafft es der Schwede auch Nicht-Elektro-Enthusiast*innen über die gesamte Länge des Albums bei Laune zu halten. Dabei helfen auch unerwartete Interludes wie das Spoken-Word-Stück „Brightly Burning, Yet Alone“, das auch locker auf einer Xiu-Xiu-Platte hätte sein können.

„La Luz“ ist eine künstlerische Collage, die durch ihre extrem auseinander klaffenden Genresprünge nicht wie ein durch-konzipiertes Meisterwerk, sondern eher wie ein Mixtape wirkt. Im Vergleich mit Zeitgenossen wie Iglooghost, der im selben Monat mit „Lei Line Eon“ die Produzenten-Latte unglaublich hoch gelegt hat, wirkt Ishi Vus Album allerdings noch etwas unausgereift.

Trotzdem ist „La Luz“ zweifellos ein vielversprechendes Full-Length-Debüt, das beweist, dass schwedische Künstler*innen mehr können als „nur“ die Charts toppen.

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