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Anika – Change

Wir schreiben das Jahr 2010: Anika legt ihr selbstbetiteltes Debütalbum vor, das Kritiker und Musikfans neugierig auf mehr macht – die haben die Rechnung allerdings ohne die Musikerin mit dem unprätentiösen Künstlernamen gemacht: Sie veröffentlichte noch eine EP, danach wurde es jedoch – zumindest an der Solo-Front – ziemlich lange ziemlich still um sie.

Jetzt, 11 Jahre und einige Kollaborationen und Nebenprojekte später, präsentiert sie uns „Change“. Ihre neue Platte beschreibt Anika selbst als „a vomit of emotions, anxieties, empowerment, and of thoughts like—How can this go on? How can we go on?“ und trifft damit eigentlich schon genau ins Schwarze.

Zwar wäre der Gedanke an Erbrochenes vielleicht nicht die erste Assoziation, die man hat, wenn man unvoreingenommen „Change“ lauscht, aber der Mischmasch aus positiven und negativen Gefühlen, die von der Künstlerin transportierte Dringlichkeit und die bohrenden Fragen, die diese Platte aufwirft, beschreibt sie mit diesem Statement und der unschönen Metapher wirklich passend.

Denn den vormals für sie typischen Minimalismus hat sie über Bord geworfen, auf „Change“ geht es chaotischer zu. Über eine Landschaft aus elektronische Sound-Collagen lässt sie den Sturm ihrer Stimme wehen, die gleichzeitig kraftvoll und abgeklärt klingt.

Die Stücke auf ihrer neuen LP sind schwer verdaulich – kein Wunder, denn sie wurden zu Zeiten der extremen Isolation frei von der Leber weg geschrieben. Bei allem Anspruch schafft es Anika trotzdem, dass ihre Songs nicht zu anstrengend zu werden. Das gelingt ihr, weil sie in alle Stücke einen kleinen Twist einbaut:

Im Titeltrack „Change“ wiederholt die Musikerin mit beinahe gelangweilt klingender Stimme mantraartig die Sehnsucht nach Veränderung – man merkt aber, dass dem Song ein hoffnungsvoller Gedanke zugrunde liegt.

Ein weiteres Beispiel ist das Stück, in dem Anikas Sprechgesang sich mit einer passenderweise fast schon gruseligen musikalischen Untermalung verbindet, das aber den lustig-genialen Wortspiel-Titel „Sand Witches“ trägt.

Auch der letzte Track „Wait For Something“ soll nicht unerwähnt bleiben: Hier lässt die Künstlerin die ausgeklügelten elektronischen Elemente weg und begrenzt die Instrumentierung aufs Wesentliche – herausgekommen ist ein Song, der einen fast naiven Charme hat und deshalb heraussticht.

Das alles macht „Change“ zu einem gelungenen Comeback – bleibt nur zu hoffen, dass es nicht wieder über ein Jahrzehnt und eine globale Pandemie braucht, bis Anika einen Nachfolger veröffentlicht.

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