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Joshua Radin – The Ghost And The Wall

Darf man beim neunten Album noch große Überraschungen erwarten? Mit „The Ghost And The Wall“ verneint Joshua Radin zumindest in seinem Fall diese Frage, beweist aber gleichzeitig, dass das nicht unbedingt etwas Schlechtes sein muss: Auf der Platte tut er genau das, was er am besten kann.

Das waren schon immer folkige, recht sparsame Singer/Songwriter-Stücke. Wenig überraschend gibt’s auch diese Mal wieder viel Akustikgitarre, eine fette Portion Melancholie und hübsche Hall-Effekte. Das muss man mögen: Wer den Künstler schon immer gut fand, wird auch diese Platte feiern, wem so etwas nicht liegt, wird genervt abschalten.

Der erste Song des Albums, „Goodbye“, klingt nämlich schon arg nachdenklich und „Fewer Ghosts“, das danach kommt, sogar etwas weinerlich. Vielleicht hat Radin selbst gemerkt, dass er da etwas dick aufgetragen hat, denn darauf lässt er das fröhlich-verspielte „Better Life“ folgen.

Die – zugegebenermaßen recht gemächliche – akustische Achterbahnfahrt durch die Höhen und Tiefen großer Emotionen setzt sich auf dem Rest der Platte fort. Abschiedsschmerz wird von Fernweh gejagt, Liebesbekenntnisse folgen auf hymnische Freundschaftserklärungen.

Auch, wenn Joshua Radin die verschiedensten Gefühle verarbeitet und nicht müde wird, von Thema zu Thema zu springen, bleibt „The Ghost And The Wall“ insgesamt kohärent.

Zu verdanken ist das auch dem Produzenten Jonathan Wilson, der schon mit den Genre-Kollegen Father John Misty und Conor Oberst aufnahm. Die Zusammenarbeit fand pandemiebedingt digital statt, was man dem Endprodukt nicht anhört – Radins Gesang klingt intim wie immer.

Große klangliche Abenteuer wagt der US-Amerikaner auf seinem neuen Album also nicht. Aber wozu auch? Schließlich kommt das, was er da so treibt, seit über anderthalb Jahrzehnten ziemlich gut an.

Joshua Radin hat seine Nische gefunden, die er ganz schön gemütlich zu finden scheint und wohl auch nicht mehr so schnell verlassen wird. Und die besteht aus schönen Gitarren-Songs, die immer Gefahr laufen, ins Kitschige zu kippen, dann doch noch die Kurve kriegen – meistens jedenfalls.

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