MusikBlog - Entdecke neue Musik

Piroshka – Love Drips And Gathers

Wenn Bands über sich selbst sagen, dass sie „zur Ruhe gekommen“ sind, läuten die Alarmglocken. Was einst eckig und kantig war, weicht zu oft überproduzierten Schwelgereien, die maximal als Hintergrundmusik taugen.

Wenn Piroshka also über ihr zweites Album „Love Drips & Gathers“ sagen, dass sie nicht länger „laut und krachig“ sind, sondern „sich beruhigt und verschiedene Sounds erkundet haben“, steigert das nicht unbedingt die Vorfreude.

Aber erstmal von vorne. Bei einer Band wie Piroshka kommt man nicht umhin, erstmal zu erklären, wer hier überhaupt am Werk ist. Miki Berenyi dürfte den meisten als Frontfrau von Lush bekannt sein. Mit von der Partie ist auch ihr Ehemann KJ McKillop, der seinerzeit bei Moose sein Unwesen trieb. Mit Justin Welsh sitzt ein ehemaliges Elastica-Mitglied am Schlagzeug, während den Bass Modern Englands Mick Conroy bespielt. Man merkt, hier sind echte Urgesteine am Werk.

Während das Debüt des Quartetts noch mit lauten, verzerrten Gitarren und einem Fiepen begann, das man sonst nur als Nachgang eines Dinosaur Jr. Konzerts erlebt, gibt der Opener von „Love Drips & Gathers“ eine völlig andere Richtung vor. Piroshka halten, was sie versprochen haben: Sie sind tatsächlich nicht mehr laut und krachig.

Stattdessen tröpfelt die Gitarre mit weichen Klängen neben der verhallten Stimme von Berenyi vor sich hin, bevor das Schlagzeug ein bisschen Fahrtwind in die verträumte Suppe bringt. Zum Outro gibt es dann noch eine Portion Flügelhorn. Beirut auf Valium.

„The Knife Thrower‘s Daughter“ würde gut als Hintergrundmusik in einer Horrorfilm-Szene funktionieren. Berenyis Gesangs klingt als würde sie mit großen Augen eine Gute-Nacht-Geschichte vorlesen, die mehr Albträume als ruhigen Schlaf beschert. Die Dissonanzen tun ihr übriges.

„Scratching At The Lid“ ist der erste Song, der ein bisschen Fahrt aufnimmt. Euphorischer Power-Pop mit einem Refrain, der Haken in Richtung Horizont schlägt.

Auch „VO“ produziert nochmal ein bisschen Spannung. Mit dem Song zollen Piroshka dem legendären Art-Direktor Vaughan Oliver Tribut, der im Dezember 2019 überraschend verstorben ist. Mit ein bisschen Phantasie hätte diese düstere Hymne mit ihren mystischen Harmonien Chancen als Anwärter auf den nächsten Bond-Song.

Aber leider bleiben diese Momente auf „Love Drips & Gathers“ in der Unterzahl. Den Charme ihres Debüts „Brickbat“ können Piroshka nicht aufrechterhalten.

Facebook
Twitter

Schreibe einen Kommentar

Das könnte dir auch gefallen

Login

Erlaube Benachrichtigungen OK Nein, danke