Ob nun die Rotation im Mainstream-Radio zwischen den „besten Hits aller Zeiten“ für einen Musiker die Krone seines kreativen Reifeprozesses bedeutet, sei dahingestellt. Ob in diesem Zusammenhang „An Tagen Wie Diesen“ Die Toten Hosen noch authentisch aussehen, wurde ausgiebig diskutiert, wenn man jedoch jemandem den Platz an der Airplay-„Sunnyside“ unvoreingenommen gönnt, dann ganz sicher Bosse.

Der schickt sich mit seinem neuen Album an, ein Nummer-1-Triple einzuspielen, der „Lebe jetzt“-Vorbote „Der Letzte Tanz“, mit stimmiger Millerntor-Hommage im zugehörigen Video, legt das jedenfalls nahe.

In der giglosen Zeit in seinem Kellerstudio entstanden, sortierte Axel Bosse die Präferenzen an das Erstrebenswerte neu, am „Ende Der Einsamkeit“ stehen dabei Nummern, in denen er in aufgewühlter Zeit seinen grundsätzlichen Optimismus behalten hat.

Mit eindeutiger Positionierung verbinden sich melancholische bis trotzig-dringliche gesellschaftspolitische Themen und partnerschaftliche Sinnsuche in den Texten. Da ist nicht mehr beherrschbare Umweltverschmutzung in „Nebensaison“ in den inneren Leerlauf, der selbst vor einem Energiebündel wie ihm nicht haltmacht, eingebunden.

Der Wahlhamburger erlaubt aber auch den tiefen Blick in die Seele, lässt die Offenheit der Hommage „Vater“ keinen Platz für eine interpretative Leerstelle.

Musikalisch bleibt es bei dem, was sich über sieben Vorgänger-Platten hinweg zur Marke entwickelt hat, alles ist in Bewegung, das klassische Band-Equipment, diesmal mit ein wenig mehr Elektronik, verleiht den Songs einen mitreißenden Punch, der oft genug  zum Tanz herausfordert und auf größeren Events als Strandkorb- oder Picknick-Konzerten gespielt werden will.

Ungeachtet dessen, dass sich hier jemand seinen Status Quo als Künstler längst verdient hat, bleibt Bosse ein rastloser „Vagabund“ der (mittlerweile unterstützt von seiner Tochter, die auf „Hinter Dem Mond“ zu hören ist) zwischen Zeilen und Menschen immer neue Wege auslotet.

Dem herzlichen Charme von „Sunnyside“ lässt sich schwer ausweichen, Aki Bosses Sehnsucht nach respektvollem Miteinander verbindet selbst dann, wenn die Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit-Vision von „Das Paradies“  Fata Morgana bleibt.

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