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Kate Nash – Live im Karlstorbahnhof, Heidelberg

„Thursday night, everything’s fine/ Except you’ve got that look in your eye…“ Kate Nash lässt lange auf sich warten, kommt erst nach 22:00 Uhr auf die Bühne, täuscht dafür aber direkt ihren größten Hit an. Und das vermutlich nicht nur, weil ihr Auftritt auf den passenden Wochentag fällt, sondern auch, weil ihr so schriller wie geschmackssicherer Aufzug samt Stöckelschuhen von Beginn an nach Ausrufezeichen schreit.

Wer aber dachte, sie würde ihr bestes Pulver direkt zu Beginn verballern, täuscht sich. Es bleibt bei einer kurzen Andeutung von „Foundations“ – jenem Song, der sie 2007 als Charmeuse ins Bewusstsein der Indie-Pop-Generation spülte, und den wunderbaren britischen Akzent popkulturell wieder so sehr in den Fokus rückte, wie das davor zuletzt The Streets vermochten.

Danach ließ die mit Stolz vor sich hergetragene Verehrung sukzessiven schleifen. Die britische Songwriterin steht vielmehr schon länger in Verdacht, ihre mit „Made Of Bricks“ musikalisch glorreich und gleichzeitig erfolgsversprechend gestartete Karriere nach ihrem Debüt mutwillig an die Wand gefahren zu haben.

Sieht man vom Nachfolger „My Best Friend Is You“ einmal ab, auf dem mindestens noch das frech-schmissige „Do-Wah-Doo“ den Serotonin-Haushalt exorbitant nach oben schnellen lässt, und der folgerichtig auch bei ihrer Show sehr früh im Set kommt, wird der Output immer lauwarmer.

Doch von ausbleibendem Erfolg kann zumindest heute Abend im restlos ausverkauften Heidelberger Karlstorbahnhof keine Rede sein. Nachdem das Konzert ursprünglich im September 2019 stattfinden sollte, als Promotion-Gig für ihr 2018 erschienenes Album „Yesterday Was Forever“, ist es drei Corona-bedingte Verschiebungen später endlich so weit – und eines völlig unstrittig: Die Spielfreude und Energie ihrer Band wischt von Beginn an alle Zweifel beiseite und trägt gerade auch die schwächeren Songs ins Ziel.

Ein Stück wie „Life In Pink“ funktioniert live dann auch deutlich besser als auf Platte – weil es Kate Nashs engagierten Einsatz für Feminismus unterstreicht. „We have to talk about abortion“, sagt sie, und nimmt damit Bezug auf den geleakten, unsäglichen Gesetzesentwurf des Supreme Courts, der es US-Bundestaaten erlaubt, Schwangerschaftsabbrüche dramatisch einzuschränken.

Sie kommentiert diesen „Bullshit“ nüchtern mit: „Fucking America!“ und verweist auf ihre „Free-My-Pussy-Shirts“. Ob gewollt oder nicht, das gibt Songs wie „Dickhead“ oder dem innerhalb eines Medleys platzierten „Shit Song“ noch einmal neues Gewicht – allesamt von ihrem Debüt.

„Made Of Bricks“ kommt am Ende eben doch nicht nur besser an, sondern auch deutlich umfangreicher weg als alle Platten danach, und ist ohne Zweifel das Zugpferd für den Ausverkauf des Karlstorbahnhof, der zum Ende des offiziellen Sets dann den zweiten, dieses Mal vollständigen Anlauf von „Foundations“ beklatscht.

Die Zugabe im Zusammenspiel mit der Vorband hätte es da gar nicht mehr gebraucht. Mit den publikumswirksam inszenierten Zeilen „You said I must eat so many lemons/ ‘Cause I am so bitter/ I said, I’d rather be with your friends, mate/ ‘Cause they are much fitter”, ist eigentlich alles gesagt.

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