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Zouj – Metal

Die Zukunft ist – “Metal”? Naja, der Meinung sind aktuell wohl eher weniger. So ganz ernst gemeint ist der Titel der zweiten EP von Zouj aber ohnehin nicht. Das Genre, das Adam Abdelkader Lenox mit seinem Solo-Projekt Zouj spielt, ist schwer definierbar, keine Frage.

Metal ist es aber ziemlich sicher nicht. Lieber greift der Sound, einem Oktopus auf Speed gleich, in alle Richtungen gleichzeitig, dann wieder in keine, immer im Stroboskop-Schein. Das nennt man also: Glitch-Pop.

Der hängt definitiv irgendwo in der Hemisphäre von Hyper-Pop herum, flutscht sonst aber verlässlich durch alle Schubladen der Musikbranche hinweg wie ein Sound gewordenes Stück Kernseife. Dabei steigt “Metal” mit “Delete After Death” sogar noch recht eingängig ein.

Klar, Beats und Stimmebenen treten hier in Wettbewerb mit musikalischen Tortenschichten, der definitive Hit-Charakter ist trotzdem spürbar. Ein wenig ist auch vom 80s-Hype zu spüren, aber eben auch ganz viel Future-Pop.

Danach scheint es Zouj, den man schon als Ex-Sänger und Gitarrist der Noise-Querköpfe von Lingua Nada kennen könnte, aber auch schon langweilig geworden zu sein mit diesem Sound. Weiter geht es, und je mehr man dem Strudel dieser acht Songs erlegen ist, desto weniger reichen die Songs mit klaren Strukturen die Hand. Was übrig bleibt, ist eher ein Gefühl statt einer Melodie.

Besonders abseitig wird das etwa in “Anxious Sleep (Dream Edit)”, welches das Versprechen des Titels ernst nimmt und unwirklich durch den Gehörgang flirrt. Das klingt mal wattig-wohlig, mal fantasievoll-schwirrend, mal unheilvoll. Immer aber nicht nach Realität.

Auch “Sugar” poltert in 46 Sekunden in einen Fiebertraum, der von immer lauteren Synthesizern zerhäckselt wird. Absurd gut!

Man muss sich auf diesen Stil einlassen, bereit sein, so etwas wie klare Anweisungen hinter sich zu lassen. Dann geht “Metal” auf wie ein buntes Feuerwerk. Besonders kostbar ist das zerfaserte und gleichzeitig smoothe “Driving With My Eyes Closed”, für das Zouj Lines der slowenischen Rapperin und Musikerin Sahareya geliefert bekommen hat.

Aber auch der Closer “Bad News”, der mit seinen breiten Chören und Störgeräuschen wie eine noch merkwürdigere Version von alt-J klingt (hätten die mehr Mut zur Dissonanz).

“Metal” ist deswegen am Ende vielleicht doch Metal im Sinne von einer unverhohlenen, mutigen Rebellion gegen bestehende Sounds und Konzepte von Wohlklang. Und Zouj beweist, dass er auch nach einer Bandkarriere noch einiges in petto hat, wo sich das Hinhören lohnt.

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