Die Schicksale der Künstler*innen, die den Brit-Pop entscheidend mitgeprägt haben, könnten kaum weiter auseinander gehen. Da wären diejenigen, die irgendwie in Vergessenheit geraten sind, dazu zählen zum Beispiel die Stone Roses und ihre ehemaligen Mitglieder. Dann gibt es noch solche, die sich vom großen Erfolg nie ganz erholen konnten und wahrscheinlich bessere Musik machen würden, wenn sie das Kriegsbeil in der eigenen Familie endlich begraben würden – Hallo Oasis.
Und dann gibt es auch noch diese Bands, wahrscheinlich die sympathischsten, die nie den ganz großen Sprung in den Mainstream schafften, dafür aber auch heute noch Musik machen, die nicht von äußeren, sondern inneren Wünschen und Einflüssen angetrieben zu werden scheint.
Zu solchen Bands würden wir vielleicht noch Ride zählen, oder eben Gaz Coombes. Der Brite konnte mit Supergrass schon die ganz großen Erfolge feiern und steht jetzt als Solo-Künstler im Schatten der eigenen Vergangenheit.
Der musikalischen Qualität tut das keinen Abbruch, denn auf “Turn The Car Around” offenbart der Musiker, dass er der Gitarrenmusik noch immer neue Impulse einhauchen möchte. Vom imposant inszenierten und dichten Brit-Rock-Opus bis hin zur einfühlsamen Ballade ist auf “Turn The Car Around” alles dabei.
Einige Details erinnern an die aufwendigen Inszenierungen, die Noel Gallagher’s Flying Birds zur eindrucksvollen Live-Band machen, die sie eben sind, und schreien ebenfalls nach großen Bühnen.
Die darf Gaz Coombes aktuell eher auf Festivals bespielen, dafür dürften die kleineren Gigs des Briten jetzt noch ein kleines bisschen von dem Gefühl transportieren, was den Brit-Rock im letzten Jahrtausend zu einer Bewegung hat mutieren lassen, die noch heute ihre großen Schatten auf den Indie-Rock und moderne Singer/Songwriter wirft.
Coombes emanzipiert sich von diesen Schatten, von Supergrass und einer Band, die neben der Selbstverständlichkeit, mit der Gaz Coombes und Band auf “Turn The Car Around” auftreten, fast wie ein Nebenprojekt wirkt.
