Erst nach einer erfolgreichen Teilnahme als Zweitplatzierter der Castingshow „Australian Idol“ in 2007 und drei EPs gelang Matt Corby der längst überfällige und hart erarbeitete Durchbruch mit seiner vierten EP „Into The Flame“.

Es folgten das selbstkritische und hochgelobte Debütalbum „Telluric“ in 2016, das vielschichtige Zweitlingswerk „Rainbow Valley“ in 2018 und Single-Kollaborationen mit Tash Sultana, Triple One und Kwame.

Der Titel des neuen Albums „Everything’s Fine“ mag ironisch oder gar zynisch daherkommen, doch nach jahrelanger, umstandsbedingter Mühsal des Live-Konzert-Lebens und einer Häuser verschlingenden Flutkatastrophe, welcher auch Familie Corbys Zuhause anheimfiel, meint der Singer/Songwriter es ernst.

„You can take your complications and shove it where the sun don’t shine“ Bildhaft und direkt gibt der Australier im Opener „Problems“ zu verstehen, dass er genug hat von problemorientierten Mitmenschen, die unfähig und gar unwillig sind, auch tatsächlich Lösungen zu finden für all die hausgemachten Stolpersteine.

Denn zu tun wäre grundsätzlich genug: „Future generations have too many wrongs to get right, it’s resting on how many will take up the fight“ Damit steht und fällt es leider mit der Entschlossenheit der gesamten Gesellschaft und die düsteren Aussichten kann er sich denken.

Doch das tut dem Hängemattensound keinen Abbruch. Eingebettet in funkige Gitarren und gelassene Bläser taumelt Matt Corby in „Reelin'“ zwischen Kommunikation und Kompromissen.

Der Multiinstrumentalist zeigt sich lässig im groovigen „Words I Say“ und einfühlsam in „Better Than That“ mit seinen hallenden Klavierakkorden. Zu jeder Zeit überzeugt er auf „Everything’s Fine“ mit seiner eindringlich samtigen Stimme und einem facettenreichen Sammelsurium aus Funk, Soul und Jazz.

Damit der Silberling aber nicht allzu schwammig und unbekümmert gerät, sorgen reduziert instrumentierte Tracks für Abwechslung. „Mainies“ verwöhnt mit zartem Gezupfe, Matt Corbys warmer Stimmfarbe und dumpfen Lo-Fi-Synths, die wie rhythmisches Grillenzirpen klingen.

Sorglos tänzelt er auf „Lover“ über Wiesen voller fließender Melodien und treibendem Schlagzeug und erfreut sich des Lebens und der Liebe: „You got everything I need, at least that’s what I believe“ Bei ihm sieht das immer so einfach aus.

Auch das üppige „Big Smoke“ mit seinen geschmeidigen Streichern und Hall auf der Stimme konstatiert mit einer Selbstverständlichkeit: „There’s not enough time to be so sad“ Eh nicht, aber die Zeit reicht nun mal auch nicht, um sich alles dauerhaft schön zu reden.

Nicht immer kann man inmitten dieses geballten Optimismus aus dem Vollen schöpfen. Und doch zeigt sich der Titeltrack am Ende versöhnlich: „Don’t freak out about the future, it’s beyond ya“

„Everything’s Fine“ ist als vertontes Gelassenheitsgebet und Aufruf zur radikalen Akzeptanz zu verstehen. Ändere, was möglich ist und akzeptiere, was nicht zu ändern ist. Und trotz dieser Coaching-Floskel zeigt sich Matt Corby weiterhin gewohnt kritisch und reflektiert.

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