Der Stuttgarter Künstler Christian Rottler alias Rotte hat schon einiges an Kunst geschaffen, sei es als Hörspielproduzent, Maler oder Autor. Nun veröffentlicht er mit dem selbstbetitelten Debütalbum “ROTTE” ein Werk, das in seiner Gestalt einzigartig ist, jedoch stellenweise an etablierte Künstler wie Oliver Koletzki oder von den Klangwelten her auch entfernt an Massive Attack erinnert.

Auf nur acht Tracks nimmt uns der Stuttgarter mit auf eine Reise durch dunkle Nächte, begleitet von dunklen Gestalten und noch dunkleren Gefühlen. In “Gaffa, Farbe und Zustimmung” erzählt Rotte vom Konsum, von der Verlorenheit und Langeweile. Eine Langeweile, die aus der ewigen Sinnsuche entsteht, in die sich viele junge, privilegierte Menschen heutzutage verlieren.

“Sie sagen, diese Mittwochabende sind gefährliche Stunden. Ich brauch Gaffa, Farbe und Zustimmung. Ich biete einen rastlosen Geist und ganz viel Fläche für Reibung” nuschelt er gelangweilt vor sich hin und erinnert dabei an einen Philosophiestudenten während einer Wochennacht bei sich zu Hause in einer verrauchten Küche.

In “Deichtorhallen” rechnet Rotte mit der avantgardistischen Szene ab und beobachtet dabei die oberflächliche Popgesellschaft fast so scharf wie ein gewisser Benjamin von Stuckrad-Barre, der eben erst einen Roman veröffentlicht hat, dessen Name gerade so gut auf dieser Platte hätte landen können.

Auch “Butterbrot & Peitsche” erzählt ähnlich prägnant von einer Konsumgesellschaft, deren Mitglieder mehr sprechen als tatsächlich sagen, “sag mal kennst du?”.

Der Titel des Tracks “Dunkelwach” beschreibt das Gefühl des Albums am besten. Müde und doch rastlos legt Rotte seine wirren Erzählungen über einen treibenden Beat und erzählt von einer Person, der er – vermutlich neben ihr liegend – am nächsten und gleichzeitig doch so fern ist.

“Rohwedder” klingt daneben schon fast wieder optimistisch, obwohl der Song vom Tod von Detlev Rohwedder erzählt, der 1991 bei einem Attentat durch die RAF ums Leben kam.

Insgesamt lässt sich “ROTTE” etwas schwer fassen. Die Lyrics sind durchs Band intelligent arrangiert und passen gut zum Sound. Auch inhaltlich merkt man Christian Rottler an, dass das Beobachten und Erzählen von Geschichte sein Heimspiel ist.

Es geht auch in Ordnung, dass er diese über elektronische Klänge legt. Ganz zu überzeugen vermag das allerdings nicht und wurde durch die oben genannten Künstler auch schon kreativer gemacht.

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