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Klaus Johann Grobe – Io Tu Il Loro

Aha, das Schweizer Elektro-Duo Klaus Johann Grobe hat nun begonnen, auch auf Englisch zu singen. Aber kein Grund zur Sorge, denn vielleicht war dieser kleine Sprachwechsel zusammen mit den sechs Jahren Pause seit ihrem letzten Album „Du Bist So Symmetrisch“ notwendig.

Die Künstler selbst beschreiben ihren Weg seit der Albumveröffentlichung 2018 als eine umfassende Reise. Und diese Reise brachte sie zu einer kleinen Hütte am Ende eines abgeschiedenen Tals in der Schweiz, dem Ort, an dem der Sound ihrer neuesten Platte erwachte.

Dieser kuschelige Ort und die leicht primitiven Bedingungen, unter denen das vierte Album „Io Tu Il Loro“ entstand, spiegeln sich in dessen Einfachheit und Minimalismus wider.

Sevi Landolt, der Multiinstrumentalist, und Daniel Bachmann, der Schlagzeuger, haben sich bewusst von ihren Disco-Inspirationen und den charakteristischen, uplifting Synthesizer-Sounds verabschiedet und sich mit Zuversicht einer leichteren Instrumentierung und dem Sophisti-Pop zugewandt. 

Hier stehen wir, umgeben von neun Songs, die eine so umfassende Wärme ausstrahlen und gleichzeitig von einer einladenden Melancholie durchdrungen sind, dass man unentschlossen ist, ob man nun lächeln oder weinen soll.

Die Ära der allgegenwärtigen Disco-Musik, die jeden erreichen wollte, liegt hinter uns – und das ist auch gut so. Das Duo, in dem weder ein Klaus noch ein Johann zu finden ist, bittet darum, Geduld zu üben und sich behutsam mit “Io Tu Il Loro” vertraut zu machen.

Doch schon die ersten dunklen Synthesizerklänge fesseln die Zuhörer*innen und laden dazu ein, sich ganz dem neuen musikalischen Stil der Schweizer hinzugeben. Trotz der minimalistischen und einheitlichen Klangstruktur wird es nie langweilig, was vor allem am exzellenten Songwriting der beiden liegt.

Die Dynamik der Songs und die meisterhaft integrierte Spannungskurven sorgen für ein fast schon berauschendes Musikerlebnis. Wie ein aufgeregtes Kind, das eine Wundertüte in einem Zeitungsladen aufreißt und voller Vorfreude immer tiefer darin wühlt, so offenbaren sich beim Hören dieser Platte unerwartete Wendungen:

Von harmonischen Überraschungen über Schlagzeug-Intermezzi und Scat-Gesangseinlagen bis hin zu verträumten italienischen Textpassagen – alles fließt sanft und angenehm.

Man findet sich in Rhythmen wieder, die zum Mitwippen einladen, wobei Klaus Johann Grobe ihre zugänglichere Seite präsentieren. Die feinen, Lounge-Musik inspirierten Tracks, die scheinbar perfekt für elegante Cocktailbars konzipiert wurden, wechseln sich ab mit emotional bewegenden, sanften Rock- oder Synth-Songs, die an alte Zeiten erinnern.

Es gibt also keinen Grund zur Enttäuschung darüber, dass sich Klaus Johann Grobe von der Tanzfläche und der deutschen Sprache zurückgezogen haben, um sich dem zu widmen, was sie als Dad-Rock bezeichnen.

Und für diejenigen, die besonders aufmerksam sind, lassen sich sogar noch einige deutsche Textzeilen in den Liedern ausmachen.

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