“Liam Gallagher John Squire”. Schlicht betitelt auf den Punkt gebracht. Zwei Musikikonen der britischen Insel, vereinen ihre Superkräfte auf zehn Titeln, um der Welt das beste Rockalbum seit “Revolver” von den Beatles zu schenken. So behauptet es zumindest Großmaul Liam Gallagher, der sich angesichts des introvertierten John Squire etwas in Demut üben sollte.

Stellt Gallagher doch lediglich seine Stimme zur Verfügung, die Songs wurden von Ex-Stone-Roses-Mitglied Squire komponiert und auch geschrieben. Weiterhin waren es doch auch die Gallagher-Brüder, die vor ihrer Oasis-Karriere, als große Fans der Stone Roses, den “Madchester”-Sound in sich aufgesaugt haben.

Dass Squire das Songwriting nie wirklich so gut beherrscht hat wie seine Kunst an den Saiten, macht das von Greg Kurstin (Foo Fighters, Paul McCartney, Beck, Harry Styles) produzierte Album aber keineswegs schlecht. Dafür ist die Souveränität von Squires knarzigem Gitarrenspiel zu routiniert und Gallaghers Stimme zu tief im Weltbewusstsein angekommen.

Doch würde man sich wünschen, dass Gallagher beim motivierenden “Raise Your Hands” nicht derart nölend auf den Zeilen kauen würde, dafür Squires rollendem Solospiel den Vorrang gewähren würde.

Die zweite Singleauskopplung “Mars To Liverpool” lässt bei Brit-Pop-Freunden Tränchen über Wangen kullern. Pionier John Squire zelebriert die Macht der Akkorde und der erfolgreiche Spross Gallagher saugt an der Zitze, welche die Beatles hinterlassen haben.

So weit so gut. “One Day At A Time” erbittet göttliche Unterstützung, um das tägliche Leben zu bewältigen. Da jaulen die Gitarren und auch Liam Gallagher, wenn er in seiner wenig galanten Wortwahl auch das F-Wort verwenden darf.

Danach macht er sich im bluesig scheppernden “I’m A Wheel” eher gemächlich rollend auf den Weg, um “Just Another Rainbow” zu betrachten. Dass Gallagher manchmal von sich selbst gelangweilt sein muss, merkt man speziell bei diesem Titel. Orgelnd klimpernd, sphärisch auf Saiten reflektierend, bieten die Instrumente die große Bühne auf, auf der Liam Gallagher jeden Buchstaben in unnachahmlicher Weise ziehend zerkaut.

Da kann er auch noch so beschwörend “Love You Forever” anstimmen, die getriebene Hendrix’sche Saitenorgie stellt das Podest für Squire auf. Man schraubt etwas an der Brit-Pop-Frequenz und schon erwacht auch der ewig streitbare Liam wieder zum Leben.

Er croont souverän über “Make It Up As You Go Along” und lässt alte Oasis-Zeiten wieder aufleben.

Wer das toll findet, wird auch mit “You’re Not The Only One” glücklich. Das Piano klimpert – beseelt von Squires Spirit – unter der Ägide von Gallaghers zelebrierendem Stadiongesang. Das weckt die Lebensgeister und die 90er Leben auf.

“I’m So Bored” bringt es auf den Punkt. Alles fad hier. Bis auf diese Beatrock-Verneigung. Die lässt auch das abschließende “Mother Nature’s Song” leichter vergessen, das uninspiriert klampfend auf Gallaghers sägendem Organ spaziert.

Ob es in Liam Gallaghers egozentrischem Kosmos angekommen ist, dass er mit einer seiner Jugendikonen gemeinsam musiziert, darf hinterfragt werden. Dennoch ist “Liam Gallagher John Squire” genau das Werk geworden, das man sich erhoffen hat können. Auch wenn als Albumtitel “John Squire Liam Gallagher” zutreffender wäre.

Schreibe einen Kommentar

Das könnte dir auch gefallen

Album

Orville Peck – Stampede

Album

Beatsteaks – Please

Album

Charli XCX – BRAT

Login

Erlaube Benachrichtigungen OK Nein, danke