Alles begann mit einer vollen Festplatte. Ursprünglich wollte sich Evelinn Trouble nur Platz darauf verschaffen und erlegte sich deswegen die Bürde auf, alle sechs Wochen einen neuen Song von dort herunter in die Öffentlichkeit zu schaffen. Das Ergebnis ist „Season Indicators“, auf dem sich die Schweizer Singer/Songwriterin ungewohnt abwechslungsreich zeigt.
Denn für überbordenden Perfektionismus, mit dem Evelinn Trouble ihre bisherige Karriere lang zu kämpfen hatte, ist bei einer dermaßen strikten Deadline kein Raum.
Mit „Jamais“ betritt erstmals ein Song auf Französisch den Backkatalog der Schweizerin. Mit opulentem Bläserintro und Schellenkranz und tiefer, rotweingetränkter Stimme fühlt man sich sofort in das Frankreich der Sechziger zurückversetzt. Steht ihr gut, der Gestus der Grande Dame.
Aber nicht nur Evelinn Trouble wagt auf ihrem Album neue Sprachexperimente. Für „Self-Pity Man“ hat sie sich niemand geringeren als Faber eingeladen, der hier wiederum erstmals auf Englisch zu hören ist.
Mit langsamen Groove und düsterem Ambiente schleichen sich die beiden langsam aber sicher in den Gehörgang und man kann dem Protagonisten regelrecht dabei zuschauen, wie er im Selbstmitleid ertrinkt. Ein letztes Aufbäumen im Noise angehauchten Mittelteil, bevor gegen Ende des Songs dann doch noch die Sonne durchscheint.
Im Gegensatz dazu klingt der Opener „Oh Life“ wie die personifizierte Leichtfüßigkeit. Allein das luftige Bass-Riff zu Beginn sorgt für jede Menge Luft zwischen den Zeilen, während Troubles Stimme selbstsicher darüber schwebt.
Im Hintergrund grüßen derweil subtil, aber doch eindrücklich ein paar kurze, eigenwillige Streichereinsätze in Richtung Radiohead. Gepaart mit den speziellen Harmoniewechseln kann das kein Zufall sein.
„What A Feeling“ könnte musikalisch mit seinem gleichnamigen Vorgänger aus den Achtziger nicht weniger gemeinsam haben. Statt Flashdance, simplen Lyrics und Ohrwurm-Refrain, den man für die nächsten paar Stunden nicht mehr los wird, mäandert Evelinn Trouble in stoischer Ruhe und Bestimmtheit durch diese zweieinhalbminütige Soundcollage.
So abwechslungsreich wie die Jahreszeiten sind auch die Songs auf „Season Indicators“ ausgefallen. Hinter jeder Ecke lauert eine neue Überraschung und genau dieses Element macht die Platte so hörenswert.
Die Arbeiten daran habe sie als Produzentin laut eigener Aussage nachhaltig verändert. Das lässt darauf hoffen, dass das nächste Album von Evelinn Trouble schon in den Startlöchern steht.