Erreicht man mit der eigenen Diskografie die Zweistelligkeit der veröffentlichten Studioalben, kann man daraus schon etwas Größeres machen. Oder auch nicht. Pond entschieden sich für ersteres und schenken ihren Fans dafür einen großen Batzen an Musik.
Das zehnte Album der Band aus Perth, Australien ist ein Doppelalbum geworden. Ganze 14 Tracks wabern auf “Stung!” im gewohnten Umfeld der Band – solch ein Vorhaben ist allerdings nicht auf die leichte Schulter zu nehmen.
Eine Band sollte nämlich gefestigt in ihren eigenen Fähigkeiten sein: Sie muss von sich überzeugt sein, so lange konsistent spannend zu bleiben und die beiden Platten, ob real oder metaphorisch als Stream, sinn- und wertvoll füllen zu könnem. Man muss auf Abenteuer gehen und die zuhörenden Ohrpaare mit auf Reisen nehmen.
“Stung!” geht unübersehbar auf Reise. Allerdings ist es kein Nervenkitzel-Urlaub beim Free-Climbing oder stundenlanges Hiking unter widrigen Umständen. Es sind eher die heißen Sommertage am See mit den Freunden, an die man Jahre später noch denken muss.
Nachdem das Vorgängeralbum “9” noch durchaus nüchtern und schnörkelarm geriet, erlauben sich Pond nun wieder das Schwelgen. Ihre ganz eigene Psych-Rock-Spielart zwischen Indie-Disko und 60s-Gedudel geht wieder ausgiebig in die Breite.
Schon der Opener “Constant Picnic” gibt sich dem Konzept voll hin und lässt seinen peppigen Beat langsam kommen, während schillernde Gitarrenakkorde die Wolkendecke aufreißen. Warme Synth-Melodien gesellen sich dazu, der sanfte Gesang ebenfalls, bis das Schlagzeug vollends einsetzt und die Träumerei offiziell beginnt.
Die Australier holen sich den Sonnenschein für ihre Herzen aus diversen Quellen. In “(I’m) Stung” kommt er aus gitarrenlastigen West-Coast-Indie-Gefilden, “Neon River” haut eher entschleunigte Psych-Folk-Balladen dafür an.
Welcher Disziplin sich Pond auch auf “Stung!” verschreiben, ob schwerer Psychedelic-Rock in “Black Lung” oder angejazzter Retro-Prog-Pop im Zwischenspiel “Elf Bar Blues”: Es ist immer ein gewisser Pathos hinter der Leichtigkeit versteckt, was Tiefgang ins Spiel bringt und gewisse Emotionen herauskitzelt, die man in gewissen Momenten gar nicht erwartet hätte.
Pond gehen mit ihrem Album auf eine lange, intensive und vielseitige Reise und man möchte auf Schritt und Tritt folgen. Nicht, weil man sich mit “Stung!” absoluten Nervenkitzel verspricht, sondern weil man sich selbst finden möchte.
Statt Berge zu besteigen und Fallschirmsprünge zu absolvieren, zeltet man in einem fremden Land mitten im Wald, trifft auf verschiedenste Menschen und lernt mehr über das eigene Ich und die Welt. “Stung!” ist ein wundervoller Begleiter für diese Momente.