Hat man die Möglichkeit, den Begriff „Onomatopoesie“ zu nutzen, sollte man das auch tun. KOKOKO! präsentieren solch eine Gelegenheit mit ihrem lautmalerischen Namen, der lautes Klopfen nachstellen soll.
Geklopft wird bei dem Kollektiv aus der Demokratischen Republik Kongo nämlich allemal: Die Gruppe ist auch über die Grenzen ihrer Heimat hinaus durch ihren wilden Zusammenschmiss aus panafrikanischen Rhythmen, Elektronik und Post-Punk bekannt geworden.
Auf „BUTU“ findet das tanzbare Klopfen einen thematischen Dreh- und Angelpunkt, denn das neue Album, dessen Titel auf Deutsch „Die Nacht“ lautet, spielt in der Hauptstadt der von Konflikten zerrütteten Republik in Zentralafrika, Kinshasa.
Genauer gesagt ist es die Stadt mitten im Nachtleben, die „BUTU“ in all seinen Facetten begleitet. Es ist die Lebendigkeit des urbanen Kongo, das man gerade als Mensch aus Europa kaum kennen dürfte – dabei ist den 12 Songs nach doch so viel in dieser Szenerie zu entdecken.
Gemeinsamer Nenner der Tracks dürfte ihre durchgehende Tanzbarkeit sein, denn wie auch immer die Stimmung während der Musik gewordenen Reise durch die Nacht gerät: „BUTU“ bleibt stets rhythmisch, groovend und treibend.
Im Opener „Butu Ezo Ya“ zeigt sich dies im Tanz mitten auf der Straße: Der Hall vermittelt den Eindruck, man sei auf der offenen Straße, trompeten-hafte Synthesizer klingen wie Autohupen und die schreienden Vocals wirken wie das Gekeife, das man aus dem typisch geschäftigen Nachtleben kennt.
Dennoch gibt sich der Track düster, der Kopf scheint ausgeschaltet, Vernunft und Gedanken lassen rein hedonistischen Trieben den Vortritt. Bei „Bazo Banga“ ist es ähnlich, nur dass hier ein post-punkiger Bass beginnt, ebenfalls vorschnelle Percussions einsetzen und eine Gitarre frenetisch im Hintergrund schwirrt.
Es ist nicht der gemütliche Abend an der Kneipentheke, den „BUTU“ karikiert, sondern die heiße und verschwitzte Nacht auf der Tanzfläche. Den Verstand gibt man an der Garderobe ab und tanzt, tanzt, tanzt.
Der Soundtrack dazu borgt sich dabei aus allen Richtungen, die die kopflose Hektik nur noch zu verstärken vermögen. Es sind die organisch perkussiven Elemente, die sich mit spärlicher Rock-Instrumentierung und digitalem Chaos vermengen und etwas völlig Neues kreieren.
Die gute Laune schafft es dabei nur durch die Hintertür ins Gehirn. Endorphine fließen, aber im dunklen Raum, den lediglich das gelegentliche Stroboskop erhellt.
KOKOKO! erlauben die Entlassung aus der Nacht wirklich erst dann, wenn die Sonne tatsächlich aufgeht. Bis dahin klopft „BUTU“ unerlässlich weiter und denkt gar nicht erst daran, vorzeitig nach Hause zu gehen. Schließlich ruft die Stadt.