Es ist bis in das kleinste Mauseloch zu spüren: die globale Lage ist unruhig. Auch deren Bewohner haben Sorgen, ihre Sicht auf den Lauf des großen Ganzen und des kleinen Speziellen haben ihre musikalischen Stellvertreter Stella Sommer und Drangsal in 12 neuen Liedern ihres Debütalbums „In einem blauen Mond“ dokumentiert, die fabelgleich die Grenzen der Nagerwelt passieren.

Seit 2016 sind Die Mausis unterwegs, berichteten per EP und Single mit launigen wie unterhaltsamen Pop-Perlen u.a. über die Antipathie ihrer Spezies gegenüber Katzen und den Zauber der Weihnacht.

Es wurde höchste Zeit für das Debüt im Longplayer-Format auf dem sie mit „wir bringen es in Ordnung“ – wie das „Intro“ von „In Einem Blauen Mond“ ankündigt – einiges vorhaben.

Mit einem leichtfüßigen Piano eröffnet der Titeltrack 30 Minuten, in denen sich mit „Jedes Jahr Ist Gleich Schlimm“, „Fieslinge Hassen Diesen Trick“, „Der Supergouda“ oder „Ich Leg Mein Geld In Käse An“ Philosophie („Der Sinn des Lebens ist das Leben hat keinen Sinn“), Lebenshilfe („Behandelt man dich unfair, stell dich einfach quer“), Wortwitz („Da war der Supergouda“) und Albereien („Ich war in Anatolien, da gab’s Käse nur in Folien“) die Klinke in die Hand geben.

Sommer’sche Kühle, die im Schatten großer Ohren nahbarer wirkt als auf einigen ihrer Solowerke, vereint sich im Divergenten wie Harmonischen in gemeinsamer Lyrik mit der Drangsal’schen Melancholie, kann ein verträumtes Dahintreiben einer Melodie schnell in vokalen Semi-Shoegaze kippen.

Der blaue Mond kommt am Himmel selten vor, häufiger sind Produktionen, bei denen Max Rieger Hand anlegt. Der Die-Nerven-Protagonist hat mit den beiden Künstler*innen ein atmosphärisch dichtes Kleinod auf inhaltlich wie musikalisch höchstem Niveau fertiggestellt, auf dem Genre-Übergriffigkeit den Spannungsbogen hoch hält.

Ob zwischen Genügsamkeit und Einsicht von „Wahr Oder Erfunden“, im Vakuum aus Verstehen wollen und Handeln müssen in „Ausgerechnet Ich“ oder der Erkenntnis, dass das „ABC Der Ängste“ mehr als 26 Buchstaben braucht – Die Mausis geben nicht nur „In Einer Stürmischen Nacht“ Rückhalt, setzen mit Pop, Country und Folk fein ausgelotete Stimmungsbilder akustisch punktgenau um.

Mit der Bereitschaft, gemeinsam den Styx zu queren, beendet „Am Ufer Der Zeit“ ein Album, mit der sich die Variante, sein Geld in Käse bzw. Käsescheiben anzulegen, als nachhaltige Investition empfiehlt – Dirk von Lowtzow ist bereits Aktionär.

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