Als gebürtige Iren hatten es die Bandmitglieder von Fontaines D.C. nicht immer leicht, wenn sie in ihrer Wahlheimat London unterwegs waren. Skeptische Blicke und verbale Spitzen gehörten für die fünf Post-Punk-Experten, die sich vor acht Jahren am Dubliner Music College kennenlernten, irgendwie immer zum “neuen” Alltag dazu.
Statt sich aber zurückzuhalten und zu ducken, entschieden sich die Mannen um Frontmann Grian Chatten für den offensiven und selbstbewussten Marsch geradeaus.
Musikalisch unterfüttert wird die breitbrüstige Gegenbewegung mit einer Studioüberraschung nach der anderen. Auch im Spätsommer 2024 präsentieren sich Fontaines D.C. mit dem neuen Album “Romance” wieder von einer neuen musikalischen Seite.
Offener und experimentierfreudiger denn je, wirft die Band so ziemlich alles in einen Topf, was sich dieser Tage aus den Bereichen Rock, Indie in den Charts festsetzt.
Inspiriert von einem vergangenen Panikanfall des Leadsängers vereint die erste Single “Starbuster” beängstigende Atem-Einschübe, impulsives Schlagzeugspiel und selbstzerstörerische Lyrics zu einem fesselnden Ganzen. Sekunden später treffen verzerrte Gitarren auf melodiöse Strophen (“Here’s The Thing”).
Die beiden verträumten Indie-Perlen “Desire” und “In The Modern World” zeichnen ein zarteres Bild, ehe das mit akustischen Gitarren untermalte “Bug” mit wunderschönen Harmonien um die Ecke kommt. Nun wissen wir endlich auch, wie es klingen würde, wenn die Counting Crows und Oasis gemeinsame Sache machen würden.
Schade, dass die Iren mit Beginn der zweiten Albumhälfte von “Romance” ein wenig zu verträumt zu Werke gehen. Erst mit dem vorletzten Track erwacht das Feuer wieder und man hat auf einmal das Gefühl, dass die Band mit etwas mehr Verzerrung im Gepäck auch kräftige Grunge-Explosionen zünden könnte (“Death Kink”).
Das mit positiver Attitüde in Richtung Dancefloor tänzelnde “Favourite” setzt schließlich den Schlusspunkt hinter ein Schaffen, das trotz einiger Tiefen zur Mitte hin mit zu den wohl stärksten und nachhaltigsten Produktionen des Jahres zählt.
