In der nicht weiter fortgesetzten Reihe Bandnamen, die die Welt nicht verstehen muss, stelle ich euch heute eine Band aus Boston namens Horse Jumper Of Love vor. Die Gruppe rund um Sänger Dimitri Giannopoulos zeigt sich äußerst musizierfreudig und legt mit “Disaster Trick” bereits das fünfte Album seit Bandgründung 2016 vor.

Dabei hat die Band bereits einige Indie-Rock-Genres durchforstet, was auch beim neuen Longplayer der Fall ist. Das tiefgründige, reflektierende Songwriting jedoch ist geblieben, wirkt gar noch etwas bohrender, zwingender als es z.B. beim Vorgänger “Heartbreak Rules” der Fall war.

“Snow Angel” lässt unweigerlich an Nada Surfs unglaublichen Erstling “High/Low” denken. Flirrende Shoegaze-Gitarren zerfurchen Downtempo-Sprechgesang, der klebrig zähfließend im Gehör hängen bleibt.

Verträumt tänzelt “Wink” im Sonnenaufgang der am Firmament den Tag begrüßenden Saiten, fällt mit der melancholischen Schwere von “Today´s Iconoclast” Rhythmussektion in die dumpfe Elegie des Daseins, um ein Beziehungsdrama in der Retrospektive bei “Word” aufzuarbeiten.

Giannopoulos lässt Emotionen freien Lauf, stets etwas melancholisch bis hin zu düster gestimmt breitet er seine Gedankenwelt vor uns aus und lässt dabei auch Zynismus nicht außen vor. ““Last night we had a fight, you blamed it on the moon, but that’s not very fair to the moon.”

“Lip Reader” findet sich wieder zurück in der Shoegaze-Sektion, melassiger Sound, der im Takt der Worte nach den Hörer*innen greift und alte Melancholiker an glorreiche Indie-Rock-Zeiten der Mittneunziger denken lässt.

In diesem Wohlfühlspace bleibt auch “Wait By The Stairs”, dessen komprimiertes Gitarrenspiel an Giannopoulos klarem Gesang zerrt, welcher – sich in eigenen Unzulänglichkeiten windend – den wohl intensivsten Refrain des Albums darbietet.

Mit dem melodischen “Heavy Metal” und dem akustischen “Curtain” wandeln Horse Jumper Of Love in gewohnt textlastigen Gefilden, werden instrumental aber weniger (ein)dringlich.

Hoffnung im doppelten Sinne bringt “Death Spiral”, das um Giannopoulos Gesang zentriert akustisch kreiselt. Dabei sorgen vor allem die arhythmischen Drums für eine verstärkte Sogwirkung hin zu den “Gates Of Heaven” – einem wundersamernIndie-Rock-Track mit einem aufs Wesentliche konzentrierten Intro.

Man fühlt sich wohl, selbst Giannopoulos sieht das Licht, dargebracht von den Instrumenten, die himmlischen Indie-Rock  über den mäandernden Sprechgesang zelebrieren. Wunderlich statt wundersam transzendentiert “Nude Descending” in den kakophonischen Folk-Indie-Rock von Modest Mouse hin zum melodiensammelnden Refrainverständnis der Eels.

Das Trio aus Massachusetts hat nicht nur ein feines Gespür für Rhythmik und auf den Punkt gebrachte Instrumentierung. Nein, man zentriert sich um Giannopoulos’ Sprechgesang, der die Erfahrungen des Erwachsenwerdens reflektiert und dabei auch mit sich selbst nicht im Reinen ist.

“Disaster Trick” ist nicht nur eine Verbeugung vor dem Musikgenre, sondern auch davor, wie sehr man aus eigenen Fehlern lernen kann. Giannopoulos hat das wohl getan. Jetzt wollen wir nur noch hoffen, dass das nächste Werk mehr von Titeln wie “Snow Angel”, “Wait By The Stairs” und “Nude Descending” zu bieten hat.  Dann hinterfragen wir auch nicht weiter den Bandnamen.

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