Ok, Füchse sind keine Rudeltiere. Wäre es so, dann würde Jan Delay einen charismatischen Leitrüden abgeben, denn die Meute, die dem Entertainer am gestrigen Donnerstag ins Leipziger Haus Auensee folgte, war groß.

Dorthin wurde sein Auftritt infolge eines umgefallenen Baums auf dem Gelände der Parkbühne verlegt, vielleicht keine schlechte Fügung, denn obwohl Konzerte des Hanseaten bekanntermaßen ordentlich einheizen – nordisch unterkühlt wäre die Open Air-Veranstaltung meteorologisch trotzdem geblieben.

Der Mann, der inzwischen in Freitagabend-Talkrunden der 3. Programme über Erziehung spricht, zieht ein generationenübergreifendes Publikum an, trotzten gestern viele der jüngsten Besucher*innen auf den Schultern der Eltern den eingeschränkten Sichtverhältnissen in dem Venue am Stadtrand.

Bevor Jan Delay startete, lieferte eine Hochkaräterin den Support: Haiyti rappte, unterstützt von DJ und Autotune, in einem kurzen Set u.a. den im Verbund mit Kitschkrieg erschienenen Klassiker „Ein Messer“ und füllte den Saal mit Personality.

Dann war es soweit, die Band enterte die Bühne und der wie immer adrette Protagonist schlenderte hinterher, und mit einem warmen „Hallo“, „Klar“ und „Türlich, Türlich“ bouncte der Abend vom Start weg seinem fulminanten Lauf entgegen, warf Delay zusammen mit seinen Instrumentalisten und drei zauberhaften Damen im Backgroundchor die Partymaschine an.

Jan Philipp Eißfeldt lieferte zum 25-jährigen Bühnenjubiläum einen repräsentativen Querschnitt durch seine Schaffensphasen, näselte dazu Anekdoten aus der Historie der Beginner – die im Leipziger Conne Island quasi ihre regionale Homebase aufgeschlagen hatten – hin zum Werdegang seiner Solokarriere.

Die Delay-Hitfabrik litt nie unter einer Rezension, die meisten seiner Songs wurden zu Gassenhauern. Es reichten im gestrigen Programm jeweils nur wenige Takte, um das Publikum abzuholen, was nicht nur für seine eigenen Nummern, sondern auch für die eingestreuten Coverversionen von „Siehst Du Denn Das Genau So?“ der Sportis, über Rio Reisers intensives „Für Immer Und Dich“ bis zum Stop & Go-Contest während dem Lenny-Kravitz-Evergreen „Are You Gonna Go My Way“, galt.

Neben dem Sprechgesang fühlte sich Jan Delay im Reggae heimisch, nach dem Gemeinschaftsschunkeln zu „Irgendwie, Irgendwo, Irgendwann“ durfte sich das Auditorium den nächsten Genre-Beitrag per Applausometer aussuchen:

Zum Voting standen „B-Seite“, „Vergiftet“, „Wassermann“ und „Ich Möchte Nicht, Dass Ihr Meine Lieder Singt!“: „Ihr wählt doch sonst auch immer das Falsche, wenn wenn ihr die Wahl habt“ heißt es im letztgenannten Gewinnerstück –  an diesem Abend konnte man selbst in Sachsen nicht daneben liegen.

Mit einer fetten Bassline erreichte die Veranstaltung per „Sie Kann Nicht Tanzen“ eine weitere Eskalationsstufe, die bis zu Deichkinds „Remmidemmi“ nicht abebbte, streuten „Disco No.1“ dazu immer wieder Soundschnipsel aus Dancefloor-Highlights der vergangenen Jahrzehnt ein, bis am Ende die „Eule“ zurück nach „St.Pauli“ flog.

Ob die meisten des anwesenden Rudels bei den Auftritten zum nächsten runden Jan-Delay-Show-Geburtstag wieder dabei sein werden? „Ahnma“!

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