Der amerikanische Süden steht auf – und macht sich ein Sandwich. Langsam, lässig und maximal ironisch. So könnte man das fünfte Album „Manning Fireworks“ des amerikanischen Singer/Songwriters MJ Lenderman zusammenfassen, ein Album zwischen Country und Slacker-Rock.
Aber wie passt das zusammen, Country und Slacker-Rock? Wer an Country denkt, der hat vermutlich Kid Rock, Cowboys und Rednecks vor Augen. Der denkt an Rückständigkeit, Nationalstolz und meinungsuniforme Monokultur. Aber das sind Klischess, die zumindest teilweise längst der Vergangenheit angehören.
Country ist wieder cool geworden – und das nicht erst, seit Beyoncé mit ihrem achten Studioalbum „Cowboy Carter“ Musikgeschichte geschrieben hat. Künstler*innen aus den Südstaaten wie Waxahatchee aus Alabama, Julien Baker aus Tennessee und Lucy Dacus aus Virginia mischen die Indie-Rock-Szene ordentlich auf. Und definieren dabei völlig neu, was wir unter Country verstehen.
Zu diesen „jungen Wilden“ der konföderierten Coolness gehört auch MJ Lenderman. Seine lakonischen Country-Songs sind geprägt von einer tief in der Slacker-Kultur verwurzelten Ironie, die aber nie wirklich die Hand beißt, die sie füttert.
Die Musikvideos von MJ Lenderman bedienen sich stilistisch an den 90ern, mit Reminiszenzen an Soundgarden und Primus. Man fühlt sich wohlig zurück versetzt in die Tage der weltmännischen Bocklosigkeit von Nirvana und ihres Frontmanns Kurt Cobain.
Überhaupt scheint der Geist des Grunge-Urgesteins aus Seattle durch die Songs auf „Manning Fireworks“ zu schweben. Wie eine Mahnung, dass man eben nicht aus dem verregneten Nordwesten der USA stammen muss, um der Welt den Mittelfinger zu zeigen. Auch wenn die musikalischen Einflüsse von MJ Lenderman weit darüber hinaus gehen.
Auf Songs wie „Manning Fireworks“ und „Joker Lips“ hat man direkt den jungen Tom Petty vor Augen, nur mit Pedal-Steel-Gitarre und Cowboyhut. Lieder wie „Wristwatch“ und „She’s Leaving You“ lassen epische Tiefen erahnen und erinnern an The Smashing Pumpkins.
Insgesamt ist „Manning Fireworks“ eine herrlich sardonische Bestandsaufnahme des Lebens im amerikanischen Süden, ohne in weinerliche Nabelschau abzurutschen. Und so kann man sagen: Country und Slacker-Rock – das passt zusammen.