Faux Real sind gekommen, um zu bleiben, da kennt der Titel ihres Debütalbums keine Interpretationsoffenheit. Mit „Faux Ever“ stellt sich jedoch anfänglich die Frage: Sind das die neuen Pet Shop Boys oder nur die besseren Modern Talking?

Für Ersteres spricht, dass das avantgardistische Pop-Duo der Brüder Elliott und Virgile Arndt zweifellos frischen Wind in die Indie-Pop-Szene bläst. Ihre Musik – eine schräge, irgendwo aber auch seltsam fesselnde Mischung aus artifiziellem Pop, Performancekunst und elektronischen Klängen, sie trägt Lack und Glamour.

Für Zweiteres sprechen die übertrieben eingängigen Melodien und surrealen bis albernen Texte. Wenn Faux Real in jedem ihrer Songs allerdings irgendwo – sei es direkt zu Beginn oder mittendrin – eine Spitze platzieren, bei der man glaubt, dass gleich der Techno zu Tür herein platzt, spricht das doch deutlich dagegen.

Denn spätestens mit einem Stück wie „99 Ghosts“, das in alle Richtungen blinkt, um dann abrupt auf einem Ton zu enden, der eine Signalkappung vorgibt, und so den Weg ins noch experimentellere „Walking Away From My Demons“ ebnet, versteckt sich ein gelungenes Stück Unvorhersehbarkeit. Obwohl Faux Real das wahrhaft Technoide dann doch erst ganz zuletzt mit „Scratch“ zulassen.

Es ist das Spiel mit einer Ästhetik, die irgendwo zwischen Retro-Futurismus und dadaistischer Ironie pendelt. Und mit beidem hatte die Bohlen-Anders-Kombo nichts am Hut.

Der digitale Ganzkörperanzug dieser Platte wird mit zunehmender Spieldauer dann auch zu einer immer illustrer werdenden Projektionsfläche, die vor dem inneren Auge die visuellen Möglichkeiten bei Live-Auftritten abklopft.

Musik für die Choreographie, die als Performancekunst unter Garantie jederzeit besser funktioniert als auf Platte.

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