Fink und der Vielklang der Saiteninstrumente, sie sorgen in der Alten Feuerwache Mannheim für einen letzten betulichen Abend vor der amerikanischen Schicksalswahl.

Der englische Singer/Songwriter, DJ und Musikproduzent Finian Paul Greenall hat Fink eigentlich als Trio zusammen mit Tim Thornton am Schlagzeug und Guy Whittaker am Bass gegründet. An diesem Abend stehen sie trotzdem als Quartett auf der Bühne, mit Unterstützung von Supportact Finnegan Tui.

Der neuseeländische Songwriter hatte zuvor noch mit Akustikgitarre und Vocoder an der Schnittstelle von Folk und Electronica sein Faible für den Hauptact selbst sowie Künstler wie Nick Mulvey kundgetan. Kurz darauf steht er mit Fink auf der Bühne, meistens mit Violine in der Hand, die er nicht selten spielt wie eine Gitarre.

Auch Tim Thornton greift auf seinem Schlagzeugschemel des Öfteren zu einer Secchsaitigen, wodurch mitunter drei Akustik-Gitarren gleichzeitig die Einzelteile der cineastischen Schichten offenlegen, die Finks spezielle Singer/Songwriter-Schule so mit sich bringt. Lediglich Guy Whittaker, Sohn von Roger Whittaker bleibt konstant bei seinem Bass.

In dieser Aufstellung folgt im Grunde alles den langsamen, sich aufbauenden Rhythmen und den melancholischen Gitarrenklängen. Zwischen den Songs sparen sich Fink die Floskeln. Sie sprechen vor allem durch die Musik und verlassen sich darauf, dass jeder Akkord, jeder gesungene Satz sein Ziel erreicht. Es ist fast eine Art intimer Monolog, der sich hier abzeichnet – Greenall als Geschichtenerzähler, die Zuhörer*innen als stille Zeugen.

Überhaupt ist das Publikum an diesem Vorwahlabend des menschlichen Schicksals ein bunter Querschnitt von älteren, bärtig ergrauten Männern bis hin zu adretten jungen Frauen, sowie allen dazwischen und außerhalb, wie Jan Böhmermann sagen würde.

Im Einklang mit Songs wie „Yesterday Was Hard On All Of Us“ und „Warm Shadow“ wird dabei die gegenseitige Rücksichtnahme besonders großgeschrieben. So bildet sich prompt eine kleine Menschentraube, die einer Frau mit Kreislaufproblemen zur Hilfe kommt. Es sind Leute da, die anderen Türen aufhalten, und die, die durchgehen, sich dafür bedanken. Eine jüngere Frau bietet einem älteren Herrn eine der rar gesäten Sitzgelegenheit an.

Es ist ein Panoptikum der Zivilisation von im Grunde urkonservativen Tugenden – und doch ist all das das komplette Gegenteil zur egomanischen Anstandslosigkeit der Republikaner und Trumpisten, auch wenn sie noch so gerne mit vermeintlich konservativen Werten in den Wahlkampf ziehen.

Auf der Bühne wird es hingegen nur einmal wirklich konservativ, dann nämlich als Greenall, „noch einen Song vom neuen Album“ „Beauty In Your Wake“ ankündigt. „Dafür setze ich mich hin. Ich will euren Neid spüren“ sagt er in einer der wenigen Ansagen und erntet dafür den einkalkulierten Lacher in einem bis dahin gewollt unspektakulären Auftritt.

Das erste Mal perkussiv überlegen werden Fink erst bei „Sort Of Revolution“, das Greenall gerne noch länger gezogen hätte, Drummer Thornton allerdings die Gesten nicht verstand. Etwas missverständlich wirkt auch das Größte, wenngleich nicht gänzlich großartig inszenierte „Looking Too Closely“. Dass sich der Hit live nicht so recht aufbäumen möchte, obwohl er doch gerade dafür wie gemacht scheint, bleibt ein Wermutstropfen.

Die Zugaben flachen dagegen trotzdem ab. Einerseits weil „Perfect Darkness“ seinen Vorgängern dramaturgisch nicht gewachsen ist, und beim finalen Soloauftritt von Greenwall in „Walking In The Sun“ der Sänger allein nicht die Dynamik entfachen kann. Das ist ein Stück weit exemplarisch für den ganzen Abend, der wirkt, wie der sanfte Übergang, hinein in die Stille vor dem Sturm.

Und womöglich sind genau dafür am Ende doch die meisten gekommen.

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