Crossover war in den Neunzigern das Maß vieler Dinge, um die Jahrtausendwende stand der daraus aufgestiegene Nu-Metal-Stern hoch am Musikhimmel. Das Business ist schnelllebig, nicht lange danach ließ die Strahlkraft nach, von den vielen Vertretern hallten die Beiträge von Limp Bizkit und Linkin Park wohl am längsten nach.
Während die ersteren meist kompromisslos Genre-Puristen bedienten, waren die Arrangements von Linkin Park immer etwas komplexer und pop-affiner als die der Fred-Durst-Truppe und weiterer Kollegen von Korn bis Papa Roach. Im Hörer-Ohr und in den Playlists der Mainstream-Radiostationen blieben jedoch beide präsent, die Jungs von Limp Bizkit ausgerechnet mit der Ballade „Behind Blue Eyes“, Linkin Park mit ihren Energie-Boostern „In The End“ oder „Shadow Of The Day“.
Sieben Jahre nach „One More Light“ melden sich die Kalifornier zurück, mobilisierte „The Emptiness Machine“ vorab so viel Publikum, dass sie sich erstmals an der Spitze der deutschen Single-Charts wiederfanden und ihre Evergreens im Fahrwasser des neuen Songs gleich wieder dort einstiegen.
Dass sich das Sextett nach dem Tod von Chester Bennington in beachtlicher Form präsentiert, liegt nicht unwesentlich an Emily Armstrong, die den Gesang übernommen hat, und an Neuzugang Colin Brittain, der in der Schießbude für den nötigen Druck sorgt.
Beide fügen sich in den Band-Kontext ein und im Verbund mit dem Know-how des gestandenen Personals um Mike Shinoda schaffen es Linkin Park, den aktuellen Stücken ein Update abseits des Verdachtes eines nostalgischen Aufgusses ihres Gesamtwerks zu verpassen, transferieren ihren Sound dynamisch auf ein zeitgemäßes Level.
Musikalisch ist das Comeback „From Zero“ – oder „from nothing“ wie es im Intro heißt – nicht weit entfernt. Gitarren zerfetzen die dunklen Klangteppiche aus den Maschinen, lassen sich die packenden Hooks und heftigen Noise-Eruptionen unschwer den Urhebern dieser Nummern zuordnen.
Wo „Heavy Is The Crown“ all in one geht, lässt „Over Each Other“ der Melodie mehr Raum, klopft „Casualty“ Wacken-like an die Sepultura-Studiotür.
Ein dezentes Piano öffnet „Overflow“ für Dubelemente, federt „Stained“ spielerisch über Rock und Rap, brettert „IGYEIH“ mit roher Punk-Energie aus den Boxen, bevor der Wechselgesang von „Good Things Go“ dem Album einen versöhnlichen Abschluss beschert.
Auch inhaltlich bleibt man sich treu: Schmerz, Verlust und der Umgang mit diesen und anderen Unwegsamkeiten des Lebens waren die Kernthemen, von denen Chester Bennington berichtete und die bleiben es mit der Dead-Sara-Stimme am Mikrofon, die alles latent Gefährliche kraftvoll und voluminös in die Schranken singt und – wenn es sein muss – schreit.
Kompakt arrangiert und satt produziert dürfte „From Zero“ Linkin-Park-üblich mit der Lizenz zum Platin-Sammeln unterwegs sein.