CARY geht auf Tauchfahrt. Und zieht uns in die Tiefen ihrer Depression. Auf ihrem Debütalbum „Allein Oder Einsam“ rap-singt die Künstlerin aus Leipzig über Verlust, Ängste und die Kälte in uns.
„Allein Oder Einsam“ ist wie ein Sprung ins eiskalte Wasser. Das Wasser verschlingt uns. Wir versinken, tiefer und tiefer. Nach und nach verliert das Licht den Kampf gegen die Dunkelheit. Und dann sind wir allein. Das eiskalte Wasser schließt uns ein. Wir sitzen im Gefängnis unseres Geistes.
Das ist Depression, und CARY macht sie mit ihrer Musik spürbar. Wir erfahren, was es heißt, wenn die Angst uns zerdrückt. Wir erleben, wie es ist, wenn die Gedanken uns lähmen. CARY hat schrecklich schönen Pop geschaffen. Mit jedem Beat und jeder Zeile.
Sie singt das Lied des Lebens zur Melodie des Todes. Manchmal ist es auch umgekehrt. Dann schwingt sich die Sängerin zu Arien auf. So wie auf „Tauchen“. Es sind musikalische Rettungsringe, mit denen CARY sich selbst aus dem Treibsand von Verlust und Verzweiflung befreit.
In anderen Songs wie „Eingefroren“ ist ihre Stimme verzerrt, klingt kratzig, als wäre sie eine Nadel auf einer gesprungenen Schallplatte.
„Allein Oder Einsam“ schwingt zwischen Extremen wie eine Schaukel über dem Abgrund. Hell und Dunkel wechseln sich ab. Auf Songs wie „Weisser Staub“ hören wir düsteren Trap. Lieder wie „Lena“ klingen nach dem Soundtrack für den nächsten Schweighöfer-Film.
CARY sucht ihren Sound. Sie steht zwischen den Stilen. Die Sängerin aus Sachsen hat viel zu sagen. Jedes Thema versieht sie mit einer eigenen Note. Sie legt sich nicht auf einen durchgängigen Sound fest.
Das funktioniert, weil die Themen funktionieren. Motive wie Leben und Tod verbinden Kontrapunkte. Sie schaffen Kontinuität, wo Chaos droht. Und so schließt sich der Kreis.
„Allein Oder Einsam“ ist Tagebuch, Selbsthilfe und Therapiegespräch in einem. Der Sound klingt wie ein Sprung ins Eismeer. Wir versinken gerne, tiefer und tiefer.
