Was wäre das Paradies ohne Schlange? Nur ein Garten voller Teenager. Die vor lauter Langeweile ihre Welt angezündet haben. Davon erzählt Lucy Dacus auf „Forever Is A Feeling“.

Unglücklich Liebende jagen ihr Glück wie Hunde ein Auto. Sie schmachten. Verzehren sich nach der angebeteten Person. Können an nichts anderes denken. Können nicht essen. Nicht schlafen. Und dann wird ihre Liebe erwidert. Sie liegen ihren Liebsten in den Armen. Und möchten sich vor lauter Glück die Pulsadern aufschneiden.

Diese Unfähigkeit zum Glück beschreibt Lucy Dacus mit der stillen Resignation der ewigen Beobachterin. Sie schaut in „Forever Is A Feeling“ auf die Menschen. Schaut auf sich. Auf ihr Leben und ihr Glück. Und verzweifelt an der unendlichen Suche nach dem Unerreichbaren.

Wir sind umgeben von Möglichkeiten wie ein Verdurstender vom salzigen Ozean. Wir können Menschen probieren wie Kleidung in einem Discounter. Wir müssen uns nie festlegen.

Am Ende des Regenbogens erwarten wir den perfekten Partner. Keinen Mensch. Sondern einen Engel. Eine übernatürliche Erscheinung. Von Gott gesandt.

Am Ende des Regenbogens erwarten wir ein Leben ohne Schmerz. Kein Leid, sondern Glückseligkeit. Einen Zustand allumfassender Perfektion. Jetzt und in alle Ewigkeit.

Wir rennen. Nehmen Fahrt auf. Den Blick immer auf das bunte Band am fahlen Himmel gerichtet. Wir saugen die kühle Luft ein. Rennen uns die Seele aus dem Leib. Mit Beinen so schwer wie Blei.

Mit letzten Kräften erreichen wir unser Ziel. In Sonnenlicht getaucht steht es vor uns. Aber es ist keine übernatürliche Erscheinung. Es ist auch kein Engel. Kein von Gott geschicktes Wesen zur Erfüllung all unserer Träume. Dort auf der Anhöhe hinter dem Horizont steht ein Spiegel. Eine blank polierte Scheibe aus sonnengleißendem Glas.

Der Spiegel steht dort wie ein Monolith längst vergangener Tage. Ein Zeugnis der vergeblichen Mühen aller Liebenden. Wir nähern uns. Zögern noch. Hoffen. Auf ein Wunder vielleicht.

Aber es hilft nichts. Der Spiegel zeigt uns nicht das Glück. Der Spiegel zeigt uns nur die Wahrheit.

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