Nach einem sonnigen Vorfrühlingstag scheint die Sonne im Münchner Norden an diesem Donnerstag Abend etwas länger als sonst. Der Londoner Soulmusiker Michael Kiwanuka schickt sich mit seiner Entourage an, dass Münchner Zenith in einen warmen Reigen von Emotionen und klanglicher Finesse zu tauchen.

J Appiah stimmt das Publikum zunächst mit gitarrenbestimmtem Singer/Songwriting und rockigen Soul-Allüren ein. Er kann mit launiger Band und warmen Stimme sofort überzeugen. Das er bereits als Background für Michael Kiwanuka tätig war, zeigt er in seiner sympathischen Bühnenpräsenz, die seine aktuelle Single „Wasting Time“ bis in die letzten Zuschauerränge trägt und zu einer Tanzeinlage einlädt.

Wenig später erblickt man freudige erstaunte Gesichter, denn Kiwanukas Wohnzimmerbühnenbild mit reichlich Lampenschirmen und Räucherstäbchenduft taucht das Zenith in ein wohlig warmes Licht und gemütliche Behaglichkeit.

Eine Stimmung, die Kiwanuka sofort zu nutzen weiß, um das Publikum an einem Querschnitt seines bisherigen Schaffens teilhaben zu lassen. Das reicht von „Home Again“ über „Cold Little Heart“ hin zu „Black Man In A White World“.

Die Zuschauer*innen lassen sich von seinen Hits leiten, denen seine unverkennbare Stimme und die schmissige Gitarrenrhythmik Eingängigkeit verleiht. Die mehrköpfige Band inklusive Streicherensemble, dreistimmigen Background- und Begleitmusiker*innen, allen voran Michael Jablonka an der E-Gitarre, zelebriert jeden Song ausgelassen.

Das Zenith, das eher nicht für herausragende Akustik bekannt ist, erfährt durch Kiwanukas Bandensemble eine Wiederauferstehung. Fein abgestimmt findet sich Kiwanukas Gesangsstimme stets im Mittelpunkt des Geschehens wieder, ob er nun von Streichern begleitet allein auf der Bühne verweilt oder von drei Backgroundsängern und Band klangstark begleitet wird.

So finden sich glücklich schunkelnde, wippende Menschen in der gut besuchten Münchner Konzerthalle wieder. Kiwanuka selbst wirkt auf der Bühne zurückhaltend, beinahe introvertiert und lässt auch die Kommunikation mit dem Publikum auf einem reduzierten Minimum, was dank des im Soul schwelgenden Abends und der wärmenden Klangdynamik im Zenith die gute Stimmung nicht vermiest.

Atmosphärisch stark erhebt Kiwanuka fein ziselierte Instrumentalparts mit seiner gefühlsbetonten angehaucht rauchigen Stimme. Erstaunlich, wie voluminös sein Organ die Halle erfüllt und er dennoch – in sich gekehrt – das Mikrofon und seine Gitarre als eigenen Kosmos auserkoren hat.

Der Londoner Musiker bringt nicht nur visuell sein Wohnzimmer mit auf Tour, er schafft es auch, die mit tausenden Menschen gefüllte Halle in ein Wohnzimmerkonzert zu verwandeln.

Zu fortgeschrittener Stunde sammeln sich im hinteren Hallenbereich die Zuhörer*innen zum akustischen Schwelgen, während im vorderen Bereich glückliche Hörer*innen der visuellen Multimediashow im Background des Bühnenbilds frönen können. Diese hat eine besondere Erwähnung verdient, da sie, auf die einzelnen Songs abgestimmt, sehr berührende Bilder liefert.

Welch ein schöner Tag in München. Michael Kiwanuka lässt uns einmal mehr die Welt mit seiner Musik umarmen.

Schreibe einen Kommentar

Das könnte dir auch gefallen

Album

The Cat Empire – Bird In Paradise

Album

xena – superstar

Album

Acht Eimer Hühnerherzen – Lieder

Login

Erlaube Benachrichtigungen OK Nein, danke