Bereits auf seinem letzten Album „Kimosabè“ überraschte Angus Stone alias Dope Lemon seine Fans mit einem erweiterten Sound-Potpourri. Zwei Jahre später setzt der Australier diesen Weg konsequent fort. Mit „Golden Wolf“ präsentiert Dope Lemon nun das bis dato facettenreichste Studioschaffen. Kurz vor dem Release des Albums trafen wir uns mit Angus Stone zum Interview und sprachen über privilegiertes Arbeiten, inspirierende Filme und John Belushi.
MusikBlog: Angus, das letzte Dope-Lemon-Album erschien vor zwei Jahren. Im letzten Jahr hast du gemeinsam mit deiner Schwester Julia ein neues Album veröffentlicht. Jetzt steht schon wieder ein neues Dope-Lemon-Werk in den Startlöchern. Würdest du dich selbst als Workaholic bezeichnen?
Angus Stone: (lacht) Du wirst es vielleicht nicht glauben, aber eigentlich will ich mich nach jeder Produktion erstmal nur entspannen. Das klappt auch immer ganz gut, aber nie für einen langen Zeitraum. Ich weiß nicht, was es ist, aber irgendwas in mir zieht mich dann immer wieder zurück in diese Position, in der ich alles beobachte und die Dinge, die ich wahrnehme, aufschreibe und letztlich dann auch in Musik verpacke. Das ist ein Prozess, den ich nicht aufhalten kann. Die Arbeit ist ein Privileg. Ich liebe die Musik. Und ich liebe es, wenn ich auf Menschen treffe, die ähnlich ticken und denen meine Musik und meine Gedanken etwas bedeuten.
MusikBlog: Dein neues Album trägt den Titel „Golden Wolf“. Warum hat es der Songtitel auch zum Albumtitel geschafft?
Angus Stone: Wenn ein Song eine gewisse Stärke hat und im Idealfall das große Ganze auf den Punkt bringt, dann stellt man diesen Song auch gerne auf eine besondere Stufe.
MusikBlog: Welche Sound-Ideen hattest du diesmal im Kopf, als du ins Studio gingst?
Angus Stone: Ehrlich gesagt, bin ich beim Gang ins Studio immer ziemlich entspannt und lass die Dinge auf mich zukommen. Die Musik fließt einfach. Das ist ein ganz natürlicher Prozess. Irgendwann kommen die Texte dazu und dann findet sich alles zusammen.
MusikBlog: Bist du soundtechnisch innerhalb dieses Prozesses nur bei dir und deinem Bauchgefühl?
Angus Stone: Ja, eigentlich schon. Ich bin nicht so der Typ, der sich ganz klassisch von anderer Musik inspirieren lässt. Ich stehe da mehr auf Filme, wenn es um Inspiration geht. Ich kann mich da total drin verlieren. Die Schauspieler, die Thematik, die Geschichte, die ganze Kunstform: ich liebe das. Wenn ich unterwegs bin, schaue ich mir unzählige Filme an. Wenn ich mir beispielsweise Filme von Wes Anderson anschaue, dann bin ich einfach nur glücklich. Die Eindrücke wandle ich dann irgendwann in Musik um. Das sind meine Einflüsse. Filme inspirieren mich.
MusikBlog: Für mich stechen zwei Songs auf deinem neuen Album besonders hervor. Da wäre zum einen der Song „Yamasuki – Yama Yama“. Großartiger Track mit tollen Gitarren und einer faszinierenden Atmosphäre. Kannst du uns etwas zur Entstehungsgeschichte erzählen?
Angus Stone: Die Idee zu dem Song entstand, als ich mir den Film „The Gentlemen“ angeschaut habe. Da war diese instrumentale Musik im Hintergrund, von der ich nicht mehr loskam. Ich recherchierte also und fand heraus, dass die Musik aus der Feder eines belgischen Musikers stammt. Ich nahm Kontakt auf und so kam das Ganze ins Rollen. Ich wollte unbedingt auf diesem Stück singen. Das war mir ein großes Bedürfnis. Zum Glück hat es auch geklappt.
MusikBlog: Dann ist da noch der Song „John Belushi“. Was ist das Besondere an John Belushi?
Angus Stone: Nun, jeder hat seine eigenen Jugendhelden. Meine Jugendhelden waren Dan Aykroyd und John Belushi. Ich habe den Film „Blues Brothers“ geliebt. Und ich habe insbesondere John Belushi geliebt. Er war nicht nur ein wunderbarer Schauspieler, sondern auch ein bemerkenswerter Mensch, dem ich in diesem Song all die Liebe widme, die er Zeit seines Lebens in die Welt aussendete.
MusikBlog: Angus, du warst im letzten Jahr zusammen mit deiner Schwester mit Angus & Julia Stone unterwegs. Gibt es eine strikte Trennung zwischen den Songs mit deiner Schwester und deinen Dope-Lemon-Tracks, oder gibt es auf irgendeiner Ebene eine Verbindung?
Angus Stone: Wir trennen das nicht von vornherein, es passiert einfach, denn die beiden Sachen sind schon sehr verschieden. Ich liebe es, wenn ich mit meiner Schwester unterwegs bin. Aber ich freue mich auch immer total, wenn ich mit Dope Lemon etwas Neues kreiere. Ich bin einfach unglaublich dankbar, dass beide Bereiche so gut funktionieren. Es macht einfach so viel Spaß.
MusikBlog: Welches Projekt ist musikalisch die größere Herausforderung?
Angus Stone: Das kann man so einfach nicht beantworten. Wenn man alleine arbeitet, dann hat man keine Limits, was natürlich super ist. Auf der anderen Seite hat man manchmal Sachen nicht auf dem Schirm, die ein Partner aber mitbringt. Das ist dann auch wieder cool. Es geht darum, kompromissbereit zu sein und auf der anderen Seite auch offen für Neues zu sein, wenn man gemeinsam Musik macht. Wenn man alleine ist, dann genießt man natürlich die Freiheit. So haben beide Bereiche ihre Vorzüge.
MusikBlog: Vielen Dank für das Interview.