Das Leben sei manchmal verwirrend, Musik hingegen nicht. Zumindest nicht, wenn es nach Angus & Julia Stone geht. Mit ihrem sechsten Album „Cape Forestier“ ermöglicht das australische Geschwisterduo wieder eine unaufwändige Weltflucht – kostengünstig und ohne jeden Planungsaufwand.
Und das mitunter im wörtlichen Sinne: „Can you build me a boat/ So I can sail away”, fragt Angus Stone in „No Boat, No Aeroplane“, der für die Arbeit mit seiner Schwester sein Psychpop-Projekt Dope Lemon hintenanstellt. Interessanterweise ist er speziell in diesem Song mit den ätherischen Hallfahnen nah dran an seinem Solounterfangen. Im Song wünscht er sich in der Zeit zurück, um das Fernsehen zu töten und nur noch Radio zu hören.
Klar, operieren die beiden mit solchen Zeilen auch immer am Rande zum Kitsch, und manchmal auch darüber hinaus, wenn etwa Julia Stone im blumigen „The Wedding Song“ Babys am Strand unterm Sternenstaub machen möchte.
Trotzdem funktionieren die Songs wie angenehm sanfte Brisen, die mit ihrer in Watte gepackten Einfachheit jederzeit das Potenzial für Quality-Time besitzen. Auch nur der Anflug von Störgeräusch verbietet sich im Grunde von selbst.
So sind verzerrte E-Gitarren in „Down To The Sea” auch die absolute Ausnahme. Nur einen Song später dominiert in „Little Alaska Anchor“ wieder hauchzartes Akustik-Gitarren-Picking, so pittoresk romantisch wie der Titel des Songs.
Das bedeutet keinesfalls, dass Angus & Julia Stone nicht innerhalb des streng definierten Rahmens ihrer Betulichkeit die Ecken ausleuchten. Zwischen Indie-Pop und Folk passt schließlich auch ein countryesques „I Want You”, das hier in der schnippischen Art von Angus‘ Stimme und der Mundharmonika einiges an Bob Dylan transportiert.
Was die intimen Folksongs im schwelgerischem Indie-Pop-Korsett stets gemein haben, ist ein sepiafarbener Filter aus den 60ern, der sie alle überzieht. Auch thematisch orientieren sich die beiden hier an den simpleren Themen und Gefühle jenes Jahrzehnts.
In „Losing You“ werden die Gefühle der Sixties regelrecht geliehen. Entlehnt aus langen Autoreisen entlang der Ostküste Australiens, auf denen die Eltern der beiden die Lieblingsongs der 60er und 70er Jahre spielten und die Kids zu The Mamas And The Papas mitsangen – eben weil es so einfach ist.
Sowas kann man je nach Tagesform auch banal finden, aber gerade, wenn die Welt wieder verwirrend ist, bleibt auf Angus & Julia Stone auf angenehme Weise verlass.