Das 14. Album einer 30-jährigen Karriere: Sophie Zelmani veröffentlicht mit „Lake Geneva“ ein zartes Werk voll mit intensivem Storytelling. Im Fokus wie immer: Sachte Arrangements mit Fokus auf Gitarre und Zelmanis Stimmfarbe.
Zelmanis Debütalbum erschien 1995 – damals schon mit einer Orientierung an den großen Songwriting-Ikonen Bob Dylan und Leonard Cohen. Bis heute ist dieser Einfluss in den langsamen, ruhigen, reduzierten Songs der Schwedin nicht abzustreiten.
„Lake Geneva“ startet da, wo der Albumtitel es vermuten lässt: Zelmani nimmt die Hörer*innen mit an den Genfersee, der Titelsong und Opener setzt malerische Streicher ein, um das Setting vollkommen zu machen. Damit erinnert der Song stark an einen klassischen Romaneinstieg, wie ihn ein Thomas Mann geschrieben hätte.
Überhaupt schaffen all die genannten Referenzen eine gute Vorstellung dieser Platte: „Lake Geneva“ ist ein sehr erwachsenes Album, ein gewisser, wenn auch reduzierter, Pathos liegt in Zelmanis Stimme, Platz für Up-Tempo, Überraschungen oder lockere Momente ist hier kaum.
Wer sich auf Sounds wie den von Katie Melua verständigen kann, dürfte in den sorgsam platzierten Arrangements aber ihre Freude finden. Wenn etwa „Your Garden“ ruhige Background-Chöre einbindet oder „Let Me Dream“ den Wunsch nach einem eigenen Platz in der Welt deutlich macht, kann das bewegend klingen.
Zelmani fällt als Anführerin dieses Sounds durch ihre sentimentale Art auf, aber auch durch ihren schlichten Anspruch, den Songs ihren Raum zu geben. Statt sich mit ihren Texten also stark in den Vordergrund zu stellen, bekommen die Sounds regelmäßig den Vorzug – man könnte gar das Gefühl bekommen, Zelmani stelle ihre Stimme nur dem eigentlichen Kern, der Musik, zur Verfügung.
Selten bricht die Platte dann aus, auch wenn dieser Ausbruch eher ein leichtes Zittern denn ein Erdbeben ist. Hörbar ist das beispielsweise im leidenschaftlichen „The Human Heart“, das die Gitarre aufheulen lässt, oder „The Painting“, dessen Finale mit großen Chören auch das perfekte Begleitmaterial zu einer epischen Fantasy-Landschaft wäre.