Die widersprüchliche Stimmung nach einem Sommerschauer aus klar und verwaschen kennzeichnete „Pe’ahi„, einen Album-Klassiker der Raveonettes aus dem Jahr 2014. Gut ein Jahrzehnt später steht das Sequel an, „Pe’ahi 2“. Denn die Fans hatten vor und nach Konzerten auf Social Media und an Merch-Ständen immer wieder die alten Lieder gefordert.
Teil Zwei greift nun genau die ambivalente Atmosphäre von damals auf. Im Opener „Strange“ stuft Sharin Foo ihre Beziehung von „you and I“ als Zeitvergeudung ein. Das Erkennen, dass es nicht passt, findet zwischen einem psychedelischen Intro und einem etwas ziel- oder ratlosen Outro statt, während Post-Punk-Riffs den Mittelteil füllen.
Auch sonst verhalten sich die musikalischen Pole beim dänischen Duo kontrastreich. Auflodernde Gitarren-Entladungen wie aus einem Elektro-Clash-Laboratorium mit köchelnden Reagenzgläsern, nach Art von Primal Scream oder The Jon Spencer Blues Explosion, wechseln mit beschaulichen Ambient- und Dream-Pop-Passagen.
An manchen Stellen wie in „Dissonant“ wirken The Raveonettes wie ein aus der Zeit gefallenes Relikt aus der Hoch-Phase des Shoegazing irgendwann um 1990.
Der lässige und weiche Surf-Soul „Sunday School“ hingegen verweist, wie bei The Raveonettes üblich, auf den Flowerpower der mittleren 1960er und auch auf ihre wichtige Inspirations-Quelle The Velvet Underground.
Textlich bewegen sich Sune Rose Wagner und Sharin Foo tendenziell im bizarr-makabren Bereich. „Töte für Liebe, und mache es so, dass ich mich nicht darum kümmern muss“ ist eine so merkwürdige Chorus-Zeile wie auch „Teufel, schone mein Leben, ich denke jede Nacht an dich“.
Höhepunkte dieses eigenwillig verschrobenen und hermetisch geschlossenen Albums sind der Garage-Ausbruch „Speed“, dessen Energie sich vor allem durch die Art des Singens vermittelt, und „Ulrikke“. Jener Schluss-Track endet nach kernigen Krach-Explosionen recht rasch und plötzlich mit ein paar Industrial-Takten, die in einer kurzen Abblende abtauchen und verschwinden.
Sharins traumselige Stimme und die rohe Schärfe ihrer Bass-Spratzeleien bilden wieder einmal tolle Gegensätze und sorgen für attraktive Hör-Reize. So ästhetisch „Pe’ahi 2“ auch geworden ist, so kurz ist es mit seiner guten halben Stunde Spieldauer leider auch.