Ein Album mit der ureigenen Swans-Wucht, versprach der Leitschwan im Vorfeld der neuen Ausgabe, um danach die Band in einer Form weiterleben zu lassen, von der Michael Gira dato noch keine konkreten Vorstellungen hat.
In großen Teilen entstanden, als mit „The Beggar“ getourt wurde, lässt „Birthing“ wie üblich allein durch sein Volumen alles andere klein aussehen, spielt „The Healers“ zu Beginn an die Wand, was jemals einen Eintrag im Weißbuch der Post-Rock-Arrangements gefunden hat.
Der Opener „The Healers“ wurde – wie weitere Beiträge der 17. Studio-Ausgabe – vom Bandleader Gira kürzlich mit Kristof Hahn in einigen Konzerten vorgestellt; dort schon keineswegs leise, verdichten sich die Stücke mit großem Orchester, schleudern ihre Konsument*innen in die Höhe, fangen den Fall in einem aus Melodiefragmenten geknüpften Netz auf, überführen die Kapitel in einem Soundstrom in furios-finale Abgänge.
„I Am A Tower“ fräst sich Klangschicht für Klangschicht durch einen bedrohlich klingelnden Unterbau; es setzt Michael Gira zur Predigt an, verspricht „I am the best fucking fuck that you never will have“, schaffen Loops wie Sirenen Platz für den Verkünder des Unheils, leitet ein – der Dramaturgie von „Birthing“ entsprechend – abrupter Stimmungsschwenk in kraftvoll-mitreißende Songstruktur über.
In einer verdichtenden Repetition aus Bassschlag und Percussion, beschleunigt der Titeltrack „Birthing“, findet im Verlauf zu Angels-Of-Light-Stille, in der sich Neugeborenen-Gebrabbel und die Ankündigung „I go now“ des Protagonisten im Mantra wiederholen, nimmt dann den Noise-Faden wieder auf, bis der letzte Zweifel an Dringlichkeit von Lautstärke aus dem Gehörgang vertrieben ist.
Zwischen Abgrund und Harmonie vereint Michael Gira die von Isolation, Nihilismus und Leidensfähigkeit charakterisierte Flugroute der Schwäne, hämmern einige Passagen kartharsisch wie auf „Filth“, tragen andere das ausgleichende Jarboe-Momentum in sich, erklingen eingestreute Kinderstimmen, wie sie auf den Platten der vergangenen Jahrzehnte immer wieder zugegen waren.
Von einem „Guardian Spirit“ durch ein Labyrinth von Dissonanz geführt, schallt es dort in wahnhafter Obsession „My life is your death“, und sollte alles zu Ende gehen, hätte der Fährmann sicher nichts dagegen, wenn er keine Münze, sondern diese Platte als Maut für die Überfahrt in die Hand gedrückt bekäme.