BC Camplight, das musikalische Projekt des US-amerikanischen Songwriters und Multiinstrumentalisten Brian Christinzio, hat auf „A Sober Conversation“ den Hang zur Dramatik der unterhaltsamen Sorte. Gepaart mit dem richtigen Gefühl für Exzentrik.
Außerhalb des dafür empfänglichen Milieus sorgen die unstet schwofenden Songs für Kapriolen, die den meisten suspekt sein dürften. Denn es ist nicht so, dass BC Camplight sich nicht zwischen Indiepop, Psychedelica und Baroque-Pop entscheiden könnte. Es darf gerne alles davon sein, nacheinander und zwischendrin. Den meisten ist das zu unübersichtlich, für den Rest genau richtig.
„Two Legged Dog” etwa wagt diese Wechsel zwischen süffisantem Indiepop mit Congas und ausschweifenden Synth- und Pianoschwaden, ganz nach dem Geschmack von The Flaming Lips. An diesen Bruchstellen kommt zwar der Song aus dem Takt, nicht aber das Gefühl.
Der Titeltrack „A Sober Conversation“ an nächster Stelle bleibt im Takt, schwankt aber ebenfalls zwischen Tunnelblick und Vogelperspektive und scheint lediglich den Wunsch nach einer nüchternen Konversation zu hegen, wo der Ist-Zustand auf Rausch steht.
In den wahrhaftig nüchtern klingenden Momenten hat BC Camplight das Timbre von Father John Misty, wenn die Stimme vom Weltschmerz belegt ist und trotzdem erhaben klingt. „When I make my first millon/ I buy a friend with my big salary”, heißt es im Stück „When I Make My First Million“ vermeintlich ironisch – und dann in typischer Misty-Manier: „I’m a common man, got a common purpose/ I just go lucky spending every morning thinking out loud”.
Wenn an dieser Stelle die Querflöten und das Kammermusikorchester das mit Besen gespielte Schlagzeug umschmeicheln, versteht das Mileu, und auch nur das, wie dieser Common Man ausschaut: Zerzauste Frisur im seiden glänzenden Bademantel mit Kaffeeflecken drauf und Kaffeetasse in der Hand. Der Moment, kurz bevor er sich zum ersten Mal an den Flügel setzt, um der nächsten musikalischen Idee noch etwas mehr Abseitigkeit beizubringen.
Zugegeben ein stereotypes Künstlerbild und doch nah dran an der Wahrheit. So furchtlos sprudelnde Songs wie „Bubbles In The Gasoline“ schreibt man nicht im aufgeräumten Zustand und schon gar nicht für aufgeräumte Menschen. Eher für solche, die in Krabbelkisten nach Schätzen wühlen.
Als solche lässt auch „A Sober Conversation“ die Hörerschaft schier endlos stöbern und staunen.