Die Geschichte von The K’s ist die von vier Freunden, die sich in einer langweiligen, englischen Kleinstadt treffen und eine Band gründen, dank Streams zum Clubphänomen werden, wenig später mit „I Wonder If The World Knows“ den dritten Platz der britischen Albumcharts erobern, Festivalbühnen stürmen und sogar den Ritterschlag von Liam Gallagher erhalten.
The K’s, die ihren Bandnamen kurzerhand an einen Plattenladen anlehnten, um auf den physischen Aspekt von Musik hinzuweisen, wollen auch mit ihrem zweiten Album „Pretty On The Internet“ zeigen, dass Musik heutzutage immer noch auch Handwerk ist.
Das Quartett um Sänger Jamie Boyle weitet den bisherigen Soundkosmos aus und fügt gekonnt stadionkompatiblen Indie-Rock hinzu.
Der bei „Before I Hit The Floor“ ausgebreitete Klangteppich mag mit angestaubten The-Killers-Akkorden und Soundbombast zunächst überfordern, man gewöhnt sich aber schnell an den dynamischen Songaufbau.
„Lead me to the cross, leave me out in the rain“ ersinnt Jamie Boyle zu treibenden Riffs und überschlägt sich beim folgenden „Rat Poison“ beinahe mit seinem akzentuierten Sprechgesang. Der Pomp wird hier etwas zurückgedreht, ein eingängiger Refrain platziert, an dessen höchster Stelle Boyles Stimme kreissägend ins Gehör schneidet.
„Breakdown In My Bedroom“ vereint das Beste aus Indie und Eingängigkeit zu einem emotionalen Ausbruch. „A few times a week i go insane, down in my bedroom“, wer mit dieser Zeile was anfangen kann, versteht auch diesen Drang nach Selbstzerstörung, der dem Titel innewohnt und letztendlich dem Punk seinen Weg öffnet.
„The Bends ( Here We Go Again )“ knallt ein hartes Intro rein, bevor Boyles Nasalgesang in gewohnte Indie-Rock-Pfade abbiegt, dem Britpop mit einem Chorus huldigt und dann vollends auf die Balladenbremse tritt.
„Helen, Oh I“ verrät schon im Titel, dass der Himmel voller Geigen hängt und Boyle einen privaten Schicksalsschlag zum Zenit seines Könnens erkoren hat. Ergreifend und gleichzeitig final klammert er sich an seine Emotionen, schmettert den Refrain wuchtig gegen Mauern, die er selbst nicht einzureißen vermag.
So liegt er am Boden und beginnt mit „Picking Up The Pieces“. Gewohnt dynamisch Akkorde rockend und die große Bühne suchend, scheitert der Titel jedoch ebenso am eigenen Anspruch wie das nachfolgende „Me And Your Sister“. Der wäre wohl gerne mehr Pop-Punk als Indie-Rock und tut sich doch mit beidem keinen Gefallen.
Mit „33 Heads“ erfolgt die Rückbesinnung auf ihre Stärken wie Storytelling und sehr zugänglichen Gitarrenakkorden, die speziell hier als Zweitstimme dienen.
Bei „Sold It, Own It“ weichen die Stimmen einem großflächigen Klangkosmos. Ein überfrachteter Refrain nimmt dem Titel leider das großartige Momentum, das sich wenig später „Running Away Now“ zu eigen macht. Die Drums bauen den Song auf, der Chorus trägt diesen und Gitarrenriffs dekonstruieren diese Indiehymne.
An der granitartigen Oberfläche von „Gravestone“ perlen die Gitarrenriffs und Boyles Wortschwall ab, machen den Track aber zum Bollwerk für jede große Festivalbühne.
Auf denen wird man The K’s sicherlich wieder vorfinden, ob sie dort das abschließende, streicherverhangene „Perfect Haunting“ spielen, bleibt allerdings fraglich. Zu intim tänzelt Boyle pianobegleitet durchs eigene Timbre.
The K’s sind schwer greifbar. Irgendwo zwischen dem Stadionrock von Nothing But Thieves und großen Indie-Rock-Hymnen finden sich schüchterne Verneigungen vor dem Britrock.
Die eigentliche Stärke von „Pretty On The Internet“ ist das Songwriting, das sich emotional, aber nicht gefühlsduselig gibt und womöglich richtungsweisend für The K’s sein wird. Dabei erwischt sich Boyle selbst im Zwiespalt seiner Gefühlswelt.
