Brookln Dekker, der amerikanische Singer/Songwriter, der normalerweise mit seiner Ehefrau Ruth Dekker auch als Rue Royale unterwegs ist, legt mit „Neither Up Nor Down“ sein viertes Soloalbum vor – eine Meditation über jenen schwierigen Zwischenraum, in dem nichts wirklich kaputt ist, aber auch nichts wirklich heil.

Wer hier Drama oder große Gesten erwartet, sucht vergeblich. Dekker bewegt sich mit 11 Songs durch Depression, Entfremdung, Glaube und Liebe – aber eben nicht mit dem Vorschlaghammer, sondern mit der Behutsamkeit eines Menschen, der gerade versucht, seinen Weg zu finden.

Musikalisch erinnert das Album an Jack Johnson in dessen Blütezeit, nur nachdenklicher und melancholischer. Die Basis bilden akustische Gitarren, sanfte Drums und vielschichtige Percussion-Elemente, die manchmal fast salsa-artig grooven. Gelegentlich blitzt eine E-Gitarre durch, aber nichts drängt sich in den Vordergrund.

Das Ganze wird von Dekkers Gesangsstil zusammengehalten, der zeitweise Bon Iver nahekommt: Die charakteristische Dopplung von tiefer und hoher Oktave, die leicht versetzt erklingt und eine intime Verletzlichkeit schafft, die unter die Haut geht.

Besonders deutlich wird das auf „Photograph“, einer Ballade, die klingt, als hätte Dekker alle Zurückhaltung fallen lassen, um die Emotionen ungefiltert durchzulassen. „What am I supposed to do / when nobody compares to you? / when everything of you is true?“, fragt er mit berührenden Zeilen, die den Kern des ganzen Albums treffen.

„Like We Once Did“ wiederum überrascht mit funkigem Rhythmus und erzählt von einer Beziehung, die ums Überleben kämpft, während die Distanz zwischen zwei Menschen immer größer wird.

Der Album-Closer „Let’s Turn Over The Leaf“ legt die Realität einer langjährigen Partnerschaft dar – schwierig, ja, aber mit einem hoffnungsvollen Ende: dem Willen, gemeinsam neu anzufangen.

Dekker, der sich meist mit seinem markanten großen Hut zeigt, der sein Gesicht verdeckt, lässt auf diesem Album bewusst die Songs für sich sprechen. Text, Melodie und Instrumentierung stehen im Zentrum. Seine Frau steuerte zu einzelnen Tracks Backingvocals und Percussion bei und verleiht dem Album damit eine zusätzliche Wärme und Vertrautheit.

Was bleibt, ist ein ehrliches, manchmal stilles Album, das seinen Hörer*innen Geduld abverlangt. Dekker selbst beschreibt die Songs als Wegweiser durch eine schwierige Zeit – und genau diese ungeschönte Authentizität macht „Neither Up Nor Down“ zu einem bemerkenswerten Werk über das emotionale Dazwischen des Lebens.

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