„Ich hab das alles schon gefühlt“ singt Finn Moriz in „Worauf Kommt Es An“ und das ist schon eine gute Zusammenfassung für das Debütalbum des Singer/Songwriters aus Hamburg. „Siri Spiel Lovesongs“ ist atmosphärisch stark, inhaltlich am Ende aber etwas egal.
Wenn „Alles Glänzt“ auf pulsierenden Flächen nach vorne zieht, „Wölfe“ bedrohliche Schatten an kalte Hochhaus-Fassaden zeichnet oder das Finale „Ein Guter Plan“ mit bedachtem Klavier für Zusammenhalt einsteht, dann hat Moriz‘ Musik etwas sehr Erhabenes, etwas Kraftvolles, etwas, das mit Genre-Größen wie Enno Bunger oder Gisbert zu Knyphausen mithalten kann.
„Siri Spiel Lovesongs“ ist – anders als sein Titel vermuten lässt – nicht an moderner Technik oder popkulturellen Verweisen interessiert, sondern ist klassisches Singer/Songwriter-Besteck. Das nutzt Moriz, um eine bedrohliche Kulisse aufzubauen, die den Hörer*innen über den gesamten Albumverlauf im Nacken zu sitzen scheint. Irgendetwas in dieser Szenerie sitzt schief, die Songs zeichnen einzelne Situationen in dieser Welt nach.
Atmosphäre kann Moriz, nun ist es aber so: All den alltäglichen Momenten und Orten eine tiefgreifende Melancholie anzudichten, kippt auch gerne über in etwas zu viel Pathos. „Siri Spiel Lovesongs“ schafft genau diese Waage nicht immer und dann gibt es mit „Lisa“ auch noch den klassischen Mann-singt-über-traurige-Frau-Song.
Mit Sätzen wie „Weil du genau so bist wie ich / so anders als sie“ in „28 Falter“ inszeniert sich Moriz als ‚anders als die anderen‘, was nicht ganz zum recht konventionellen Sound und Inhalt des Albums passt.
Wer über solche Momente gut weghören kann und möchte, der oder die bekommt mit „Siri Spiel Lovesongs“ ein durchaus interessantes Album, das im Großen und Ganzen um Liebe kreist – manchmal in sehr großen Worten und Umwegen, am Ende aber dann doch mit dem gleichen Ziel.
Storytelling wie in „Versehen“ trifft auf interessante Lyrics wie „Macht mir mein Kopf keine Beine, machen meine Beine mir auch keinen Kopf“ und dann gibt es Querverweise zu Ton Steine Scherben und zwischendurch kleine Beats. Indie-Fans können sich das mal genauer anschauen.