Zwar ist der Name „Death And Love“ beim Doppelalbum der Circa Waves Programm – der Sound gibt aber nicht wirklich Hinweise auf die zweischneidige Idee. „Death And Love Pt. 2“ soll den optimistischen Konterpart zum ersten Teil darstellen, am Ende klingt es dann doch eher nach einem sehr langen Album ohne prägende Ideen.

Anfang 2023 erfuhr Frontmann Kieran Shudall, dass seine Hauptarterie im Herzen stark verstopft sei. Zwei Tage später folge eine OP, daraufhin wurden zahlreiche Konzerte abgesagt, Medikamente eingenommen, ein neuer Lebensrhythmus gestartet.

Vor diesem Hintergrund entstand das sechste Album „Death And Love“, dessen erster Teil schon im Januar erschien. Die Band selbst behauptete, dieser erste Teil sei der düstere von beiden, im Sound gab es hier aber schon jede Menge optimistische Belanglosigkeit zwischen Britpop, New Wave und klassischem Indie-Rock.

Daher fühlt es sich jetzt fast absurd an, diesen zweiten, optimistischen Teil beziehungsweise den Gesamtkontext zu hören: Von der Tiefsinnigkeit, die den Songs innewohnen soll, ist kaum etwas zu spüren. Der „Love“-Anteil der Songs überwiegt den „Death“-Aspekt in so einem Maß, dass das gesamte Konzept keinen spürbaren Effekt mehr hat.

Wer mit dem Hintergrundwissen ins Album hört, wird die ansonsten doch recht flachen Editors-Gitarren in „We Made It“ mehr genießen und sich über die Positivität nach einem harten Schicksalsschlag freuen.

Im Kontrast zur Backstory wirkt die Platte über die 18 Songs merkwürdig eindimensional und in seiner Unbekümmertheit nahezu kitschig. Das ist Festival-Indie-Rock, wie ihn britische, weiße Cis-Dudes eben spielen.

Das tut niemandem weh, sorgt mit den einfachen Refrains sicher schnell für Mitsing-Momente, ist aber über weite Stellen auch herzlich egal und gleichzeitig ungemein redundant.

„Death And Love, Pt.2“ strahlt in dieser simplen Oberflächlichkeit eine Lebensfreude bei Songs wie „Stick Around“ oder „Sunbeams“ aus, die sich wenige Bands in der aktuellen Weltlage noch auf die Fahne schreiben. Das Album weckt damit nostalgische Gefühle an Zeiten, in denen Bands wie The Kooks der heiße Scheiß waren.

Und dafür macht das Album definitiv einiges richtig. Es gibt kaum Störmomente, die Einrahmung mit den beiden stärksten Songs „American Dream“ und „Wave Goodbye“ verleiht „Death And Love, Pt.2“ dennoch schöne Momente, die die versprochene Melancholie und Tiefschichtigkeit umso stärker einfangen.

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