Mit „USB“ legt Fred Again.. ein Compilation-Album vor, das sich weniger wie ein klassisches, in sich geschlossenes Werk anfühlt als vielmehr wie ein eingefrorener Momentstrom. Es ist eine 2022 begonnene EDM-House-Playlist, konserviert in der Zeit. Genau darin liegt sowohl die Stärke als auch die Herausforderung dieses Albums.
Schon der Titel verweist auf das Konzept: „USB“ wirkt wie ein Datenträger voller Momentaufnahmen, die nicht zwangsläufig zueinander führen müssen, sondern nebeneinander existieren dürfen.
Fred again.. verzichtet weitgehend auf einen roten Faden. Man hört seinem fünften Album an, dass es aus unterschiedlichsten Phasen, Kontexten und Sessions gespeist wurde; ein musikalisches Archiv, das weniger kuratiert als gesammelt wirkt, trotz der zahlreichen Gäste Wie Amyl And The Sniffers, Danny Brown, Skrillex, Four Tet oder HAAi.
Diese Fragmentierung sorgt dafür, dass zwischen den Tracks nur wenig Kontinuität entsteht. Stimmungen wechseln abrupt, Produktionsansätze variieren stark, und nicht jeder Übergang fühlt sich organisch an. Doch genau dieser Mangel an klassischem Flow scheint Teil des Konzepts zu sein.
„USB“ will nicht führen, sondern Momente so zeigen, wie sie sind. Fred John Philip Gibson, wie Fred Again.. bürgerlich heißt, verzichtet auf die Kontrolle über die emotionale Reise der Hörer*innen und überlässt ihnen stattdessen die Aufgabe, selbst Verbindungen herzustellen – oder eben nicht.
Inhaltlich bleibt der britische Produzent und DJ dabei seinem Stil treu. Sprachsamples, intime Stimmen, bruchstückhafte Melodien und spontane Beats erzeugen erneut das Gefühl von Nähe und Unmittelbarkeit.
Doch im Kontext dieses neuen Longplayers wirken diese Elemente weniger wie Bausteine eines größeren Ganzen, sondern eher wie einzelne Polaroids in einer Schublade. Manche Songs berühren tief, andere wirken eher wie gekrizzelte Notizen oder flüchtige Skizzen.
Als Album im traditionellen Sinne mag „USB“ dadurch unbefriedigend erscheinen. Wer einen klaren roten Faden oder ein zusammenhängendes Statement sucht, wird ihn hier kaum finden. Als eingefrorene Playlist mit knapp 30 Tracks plus Remixen hingegen funktioniert das Werk bemerkenswert gut.
„USB“ dokumentiert nicht nur Musik, sondern Zeit, in Form kreativer Phasen und emotionaler Zustände. Es ist ein offenes Archiv: roh, ehrlich und bewusst unfertig. Gerade darin liegt seine eigentümliche Faszination.
