Von butterweichen Synthesizern und einer noch zärteren Stimmfarbe in die Entschleunigung wiegen lassen? Klingt gar nicht so schlecht und ist mit dem top produzierten Debütalbum „Unsinking The Cypress“ des britisch-französischen Electro-Projekts Memory Of Jane jetzt auch ganz einfach möglich.
Maïlé Doremus-Cook spannt in seinen Sound Pfeiler zwischen düsterer Voraussicht und behutsamem Zu-sich-Kommen. In Songs wie „Blind“ entstehen die Bilder von sommernächtlichen Autofahrten von selbst, obwohl die permanenten Beats auch etwas Dancefloor-Melancholie in den Mix werfen.
Das hier ist Musik, die bestens für Kopfhörer und die klassischen „Beats To Think To“-Playlists gemacht ist. Memory Of Jane findet dabei für ein Debütalbum schnell zum eigenen Stil, der sich auf Albumlänge zwar für verschiedene Tonarten, Strukturen und Farmen öffnet, aber keine extremen Ausbrecher zeigt.
Heißt: Die Platte sorgt für einen ruhigen Puls. Mal werden Sounds wie von einem Windspiel aufgenommen („Songbird“), mal das Klavier-Intro von My Chemical Romance‘ „Welcome To The Black Parade“ (un-)bewusst referenziert, immer wieder sticht Doremus-Cooks Jazz-Herkunft hervor.
Neben den gestapelten Beats und der hohen, sanften Stimmfarbe ist das Jazz-Klavier wohl das, was diese Platte inbesondere ausmacht. „Loose Lines“ führt es am prägnantesten über den Laufsteg, aber auch zwischen den Zeilen und Refrains der anderen Songs taucht es die Szenerie immer wieder in eine tiefblaue Nacht.
Wer auf der Suche nach offensichtlichen Melodien und Ohrwürmern ist, wird mit „Unsinking The Cypress“ kaum Freude finden. Wer sich wie bei James Blake tief in diese Welt begeben möchte, wird dennoch belohnt werden.
Und dass das Album mit Zeilen wie „Can’t Be The Life Of The Party / No One Invited Me“) auch noch etwas Introspektive in das eigentlich recht unpersönlich klingende Album einwebt, ist überraschend und eine Kirsche auf der Geheimtipp-Sahnehaube.
Spanennd: Das Album entstand in einer schwierigen Lebensphase des Musikers, die von Verlusten und Traumata gezeichnet war. Umso schöner, dass das Ergebnis jetzt so einen trostspendenden Effekt hat.