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Frankie And The Heartstrings – Decency

Frankie & The Heartstrings aus Sunderland/UK melden sich zurück mit dreizehn intensiven, innigen Tracks voller Aufgeregtheit und infizierenden Hooks – man darf “Decency” ohne Übertreibung als das beste Album des Quintetts bezeichnen.

Während der letzten beiden Jahre wurden Frankie & The Heartstrings zu echten Stars: Was als Jux  ehemaliger Bandmitglieder von u.a. Kenickie begann, findet seinen vorläufigen Zenit in dem Ruf, die am härtesten arbeitende Band Englands zu sein – was gewiss stimmt, kaum jemand tourt so ausgiebig wie Frankie & The Heartstrings. Dass sie trotzdem die Zeit fanden, “Decency” aufzunehmen, ist schier unglaublich.

Aber es sieht so aus, als würden diese Jungs ihr Publikum noch lange zum Staunen  bringen.
Der Titeltrack beginnt mit einer offen politischen Aussage: “Ihr gehört geohrfeigt für alles, wofür ihr steht”, bricht es aus Frankie Francis heraus, und man ist sofort auf seiner Seite. Auch wenn die Sunderland-Boys keine Agit-Prop-Truppe sind, halten sie doch mit ihrer Meinung nicht hinterm Berg, auch dafür kann man sie lieben.

Gleichzeitig hat ihr Talent für knackige, eingängige Melodien und Refrains sie nicht verlassen. Ein Song wie “Money” ist wie gemacht dafür, aus tausend Kehlen mitgesungen zu werden, die üppige Bläsersektion akzentuiert die Lyrics auf denkbar knackigste Weise. Bei fast allen Stücken auf “Decency” gibt es eine tiefere Ebene unter den janglenden Gitarren und dem atemlosen Tempo – Frankies Texte sind wie ein sezierendes Messer, das den Zustand des Vereinigten Königreichs ans Tageslicht bringt.

Wegen ihres Sounds und juvenilen Überschwangs wurden Frankie & The Heartstrings schon oft mit britischen Bands der frühen Achtziger verglichen, mit Orange Juice zum Beispiel, oder mit den jungen Dexys Midnight Runners. Das zielt schon in die richtige Richtung, wobei Frankie und Kollegen noch ein bisschen nostalgischer, wehmütiger klingen als die genannten Vorbilder. Das wird besonders in den (Anti-)Liebesliedern spürbar: “Hate Me Like You Used To”, oder “Someday Anna” sind so bitter wie romantisch, zwischen den hibbeligen, aufgeputschten Schrammelgitarren und Bläsern platziert Frankie seine melancholischen Texte und wirkt dabei zugleich einsam und total mittendrin.

Auch wenn man sich der hyperenergetischen Mischung aus Northern Soul, Eighties-Pop und Pubrock weder entziehen kann noch will: Am stärksten sind Frankie & The Heartstrings dann, wenn sie ihre Power und die Fülle der Instrumentierung ganz zurücknehmen. Die aufs Schlichteste reduzierte Ballade “Knife In My Back” berührt durch offen gelegten Schmerz, Frankies innere Qualen sind nun für alle deutlich zu verstehen. Mit dem versöhnlich-fröhlichen “Easy Life” bildet sich so ein perfekter Abschluss für dieses Album.

“Decency” ist eine Platte der tiefen, ehrlichen Gefühle – kanalisiert in umwerfend energiegeladenem Pop, wie er britischer kaum sein könnte. Viele ähnlich gehypte Bands bringen ein tolles Album raus und verlieren ihren Zauber bald danach. Bei Frankie & The Heartstrings ist es genau anders herum: Nach dem noch etwas unentschlossenen Debütalbum “Hunger” (2011) scheint es so, als würden die Jungs aus Sunderland erst nach Jahren harter Arbeit und endlosem Touren zu Hochform auflaufen.

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