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Ride – Interplay

Wenn Shoegaze-Ikonen aus den 90ern im Jahr 2024 ein neues Album veröffentlichen, schwirren direkt verschiedenste Vorstellungen im Kopf. Ride fahren mit “Interplay” aber einen ganz eigenen Weg, der wenig mit öder Nachlassverwaltung und nuschelnder Undeutlichkeit zu tun hat.

Fünf Jahre ist die letzte Platte “This Is Not A Safe Place” her, seitdem haben einige Krisen der Welt die Füße unter den Boden weggezogen – ‘safe‘ ist hier gerade nicht mehr viel. Nach dieser bedrohlichen Lage klingt “Interplay” nun aber gar nicht, was schon der Opener “Peace Sign” vertritt.

Über die flirrende Romantik der positiven Harmonien schwirrt ein weitflächiger Sound, die Vibes sind naiv-glücklich, friedfertig und gleichzeitig so retro wie erfrischend. Ganz so zart besaitet wie hier bleibt das Album im weiteren Verlauf zwar nicht, die ruhigen Momente bestimmen aber trotzdem den Ton.

Einzig die offensichtlich radiotauglichsten Tracks “Monaco” und “Last Frontier” schielen etwas in Richtung Indie-Rock, geraten etwas kantiger und dringlicher. Das könnte durchaus im Ohr bleiben, wird aber im Vergleich zum Rest der Platte fast etwas nebensächlich. Doch auch hier sind alle Ecken und düsteren Zwischentöne abgeschliffen, die Prämisse ist: Alles ist gut. Zumindest in dieser Welt.

Damit steht auch dieses siebte Album von Ride für den band-typischen Eskapismus, für die Flucht in eine Welt, die von elektronischen Flächen und stets zarten Melodieführungen bestimmt ist. Kann man heutzutage gut gebrauchen.

Mal kommt 70s Psychedelia (“Last Night I Went Somewhere To Dream”) hinzu, mal mystische Sounds (“I Came To See The Wreck”), immer aber haben die Gesangsmelodien mehr Platz im Spotlight als bei anderen Shoegaze-Veteranen.

Ab “Midnight Rider” verabschiedet sich “Interplay” dann plötzlich in ein Kaugummi-Finale, das das Wort ‘ausfaden’ kleinstteilig ausführt. Nicht nur das 7-minütige “Essaouira” sorgt dafür, dass diese Platte ziemlich unspektakulär endet.

Und doch überwiegt der Eindruck: Ride haben auch 2024 noch Spaß an frischen Sounds und großen Momenten. Daran ändert auch der abrupte Stimmungsabbruch nicht viel.

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