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Dillon – Live im Schauspiel, Leipzig

16.02.2012, Centraltheater Leipzig. Zusatzkonzert Dillon, da ihr letzter Auftritt hier im Dezember schnell ausverkauft war. Moment mal. Dillon? Ist das nicht die, die mal im Vorprogramm von Phantom Ghost vor 3 Dutzend Zuschauern am Klavier herum klimpern durfte? Und immerhin mit Tocotronic auf der „Schall und Wahn“ Tour war?

Das Leipziger Centraltheater ist wieder proppenvoll. Punkt 20.00 Uhr:  Dillon, wie immer angezogen mit einer Art Sack-Kleid und Springerstiefeln, betritt die Bühne. An ihrer Seite ein Sound-Tüftler mit dem üblichen elektronischen Equipment.

Da wummert der Bass, da fiepen die Sequenzer, der Sound wirkt reichlich beliebig und besticht vor allem durch Lautstärke, aber Dillon versucht tapfer diesem Brei mit ihrem Keyboard eine melodische Struktur zu geben. Mit viel Welt- und noch viel mehr Seelenschmerz singt sich die gebürtige Brasilianerin durch die Stücke ihres ersten Albums, die Performance wird mit reichlich Nebel und diffusen Lichtspielchen mystifiziert.

Apropos Performance: Die ist tatsächlich am besten, wenn sie nicht stattfindet. Die Versuche, Bewegungselemente einfließen zu lassen, wirken meist unfreiwillig komisch und die Interaktion mit dem Publikum erweist sich als unfruchtbar.

Höhepunkt der Darbietung: Beim Song „Tip Tapping“ darf das Publikum mitsingen, auch mal getrennt nach Knaben und Mädchen. Der Witz daran: Das an ein Kinderlied erinnernde Stück hat praktisch nicht mehr als eine Textzeile im Refrain – da kommt sogar das Leipziger Publikum mit.

Ein weiteres Highlight des Konzertes ist zweifellos die Interpretation des Titelsongs ihres Albums „This Silence Kills“.

Nach genau 60 Minuten ist dann Schluss. Die Zugabe bestreitet Dillon allein. Und jetzt merkt man, ihre Stimme klingt am besten, wenn sie dort bleibt, wo sie zu Hause ist:  mädchenhaft, trotzig, zerbrechlich, irgendwo zwischen Moll und Melancholie. Und wenn sie nicht daran denkt, wie Kate Bush früher gesungen hat.

Was vom Abend übrig bleibt: Dillon ist wunderbar anders als die anderen Mädchen. Und am besten ganz allein mit ihrem Tasteninstrument. Warum das aber nun Scharen von Erstsemestern in den Konzertsaal trieb, bleibt unklar.

 

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