Kettcar, Thees Uhlmanns Kollegen vom Grand Hotel van Cleef Label, sind auf Tour um ihr aktuelles Album „Zwischen den Runden“ vorzustellen. Am 2.3.2012 machte die Band im Leipziger Haus Auensee Station. Der Saal ist gut gefüllt, die Autokennzeichen vor dem Haus lassen erkennen, dass einige Besucher eine Menge Kilometer auf sich genommen haben, um der Veranstaltung beizuwohnen.
Die Vorband leidet wie immer darunter, dass die meisten Gäste erst einmal ihren Bierdurst stillen müssen. Als Kettcar kurz nach neun die Bühne betreten, hat sich die Menge formiert. Sänger Marcus Wiebusch kündigt eine Werkschau des Band-Schaffens an und los geht`s. Das Programm wechselt zwischen Stücken des neuen Albums, bei denen der Funke noch nicht ganz auf das Publikum überzuspringen scheint, und altbewährten Songs.
Die Lieder werden liebevoll kommentiert und in kleine Geschichten verpackt. So erfährt man warum das Berliner Zitty Magazin den Frontmann als Barry White des Indie-Pop bezeichnete und wieso „Balu“ früher immer am Ende des Konzertes kam und so erfolgreich ist. Offizielle Begründung übrigens: „Ist halt ein Mädchenlied“. Es wird mit dem Alter kokettiert (schließlich hat man die 40 überschritten) und man freut sich, dass Menschen im Auditorium jünger sind. Diese wiederum zeigen sich textsicher und dürfen zu „Stockhausen, Bill Gates und ich“ auch einen großen Teil des Gesangs beisteuern.
Überhaupt: die Hamburger gehen routiniert mit der Stimmung um, immer wenn es etwas abzuflauen scheint, zündet die Band einen Kracher und davon gibt es nach 4 Studioalben reichlich. „Money left to burn“, „Graceland“, „Deiche“ – alles Stimmungsgaranten, die jeden Saal auf Kurs halten. Kettcar liefern ein authentisches Konzert, aber trotz aller Unverwechselbarkeit – irgendwie macht sich ein schaler Mainstream-Geschmack breit. Dem Publikum ist das egal, es tobt, tanzt und kuschelt, die Musiker sind von der entgegengebrachten Sympathie sichtlich ergriffen und lassen sich auch nicht lange zum Nachschlag bitten.
Nach zwei Zugaben ist endgültig Feierabend. Raus vor die Tür und rein in die sächsischen Provinz. Hieß der letzte Song nicht „Landungsbrücken raus“? Da bin ich wohl zu zeitig ausgestiegen.