Hüttengaudi-Hochkultur: Jaja. Ein umjubelter Kinofilm „Fraktus“, ein gelungener Coup der drei Szenegrößen Dirk „Dickie“ Schubert (Rocko Schamoni), Bernd Wand (Jacques Palminger) und Torsten Bage (Heinz Strunk) von Fraktus. Aber diese Schmonzette auf der Bühne? Skepsis macht sich breit. Denkt man.
Der Saal im Leipziger Conne Island ist gut gefüllt – und schon steckt man mitten im Dilemma. Da stehen tatsächlich die Menschen aus dem Film im Publikum rum, ärmellose Oberhemden, überall prangt ein omnipräsentes LSD=ESEL, gelbe Smileys und Partylaune. Aber auch eine reservierte Front im Hintergrund.
Was wird das denn hier nun? Eine zunächst schockierende Mixtur. Die Optik der abgelegten Raumanzüge von Deichkind vermischt mit dem Style von Hamburg’s DJ Ötzi. Ansagen und Neckereien zwischen den drei Protagonisten auf einer beachtlichen Niveau-Achterbahn. Musik zum Tanzen und/oder Kopfschütteln.
Und dann sind da ja noch die Texte, durchdrungen von unglaublicher Prägnanz und manchmal einfach so scheiße. So schlecht, dass sie schon wieder gut sind? Wer trifft hat Recht, das Tor entschuldigt alles, wer die Leute so begeistern kann ist dann wohl doch nicht ganz auf dem Holzweg. Fraktus bringt eine treibende Mischung zwischen Frittenbude und Scooter auf die Bühne, leider ohne die wunderbaren Klanginstrumente aus dem Film. Kein automatischer Dudelsack, keine kuriosen halbautomatischen Spielmannsuhren des verkopften Optikers Wand. Den drei Maskierten gelingt es über die knappen zwei Stunden den Schein ihrer Identitäten zu bewahren. Nur manchmal bröckelt die Fassade und ein breites Grinsen huscht über die Gesichter. Der Spaß ist echt.
Nervig, und damit der Rolle entsprechend, quatscht Bernd Bage den ganzen Abend irgendwelchen Unsinn ins Mikrophon, selbst der Verkaufsstand für Sympathisanten entspricht in allen Details dem Film, Fehldrucke, Fraktus-Smileys und sogar Tourplakate von 1983, dem Jahr des vorläufigen Untergangs der Band. Es ist schwierig, die Darbietung zu bewerten, ohne den musikalisch leicht anders gearteten Hintergrund der Bandmitglieder außer Acht zu lassen. Eine minimale Diskrepanz im musikalischen Konzept scheint einem enormen Jux allerdings nicht im Wege zu stehen.
Das, was die drei Recken da auf die Bühne zaubern, ist schlüssig und Lieder wie beispielsweise „Affe sucht Liebe“ werden in den alternativen Tanzlokale dieses Landes wohl noch eine Weile hoch und runter gespielt. Den Männern von Studio Braun ist ein echter Coup gelungen, an dem sich noch eine Weile die Geister scheiden werden.