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Skillet – Live im Backstage, München

SkilletDie drei meistverkauften Rock-Alben in den USA 2012? Irgendwas von Bon Jovi vielleicht? Nicht ganz – neben den Black Keys und Mumford & Sons war das Album „Awake“ der Band Skillet die große Überraschung bei der Platinvergabe in den Staaten. „Awake“ ging bislang schlappe 1,2 Millionen Mal über den Ladentisch. Kein Wunder, dass Skillet eingeladen wurden, Nickelback auf ihrer Tour durch die größten Arenen Europas zu begleiten – zwei Soloshows in Köln und München inklusive.

In Deutschland werden Skillet bislang allerdings kaum wahrgenommen – wahrscheinlich weil sie als christliche Band gelten, mit denen man sich hierzulande schwer tut. Dabei sind zwei Grammynominerungen eigentlich eine aussagekräftige Empfehlung. In München füllen sie an diesem Mittwochabend immerhin das Werk im Backstage mit etwa 800 Zuschauern. Zunächst heizt die Nürnberger Newcomerband Stereotide die Menge ein. Stereotide bekommen derzeit ordentlich Airplay auf Bayern 3 und anderen bundesweiten Sendern und liefern eine solide Show ab, wobei besonders die Single „Someday“ hervorsticht.

Um 21:15 Uhr kündigt ein Streicherintro dann Skillet an. Das Halbdunkel lichtet sich ein wenig und ein Geiger und ein Cellospieler stehen plötzlich in komplett weißer Kleidung auf der Bühne – beide sind zur Bandunterstützung mit auf Tour dabei und stimmen auf ihren Instrumenten „Whispers In The Dark“ an. Nach diesem ‚klassischen‘ Intro betreten Skillet in schwarzer Kleidung die Bühne und geben mit voller Bandpower den Song zum Besten.

Schnell zeigt sich, dass Skillet eine Band der Gegensätze ist: Der Sound wird von drei verschiedenen Stimmen dominiert – neben Leadsänger John Cooper und der Stimme seiner Ehefrau und Bassistin Corey Cooper, überrascht vor allem die rothaarige Drummerin Jen Ledger mit herausragendem Backgroundgesang. Live erzeugt das ein erstaunlich stimmiges Gesamtbild. Von einem großen Altersunterschied der Mitglieder ist derweil wenig zu bemerken. Während das Ehepaar Cooper jenseits der 40 ist und Skillet bereits 1996 gründeten, ist Jen zarte 23 und der smarte Bassist Seth Morrison erst 25. Beide stießen erst kurz vor dem großen kommerziellen Erfolg zur Band, doch vor allem die Schlagzeugparts von Jen sind von herausragender Power.

Anfangs dominieren zwischen Songs wie „Hero“ und „Better Than Drugs“  die üblichen Rock’n’Roll-Smalltalks. Mit nach oben gereckter Faust zeigen die Fans Skillet dazu die berühmten Teufelshörner. Die Ansage zum Song „The Last Night“ durch John Cooper enthüllt jedoch deutlich, dass Skillet aus der christlichen Musikszene stammen: „I wrote this song for someone who wanted to take her life. […] I wanted to tell her that there is a god.” Kurz darauf wird es noch expliziter: “ Skillet came from America to Germany to tell you that Jesus loves you all!”

Im Gegensatz zu so viel christlichem Pathos wirken die folgenden „I love Schnitzel“-Ansagen zwischen den Songs wie ein krasser Gegensatz: „I really could need a Schnitzel now. German people know how to eat, that’s all I’m gonna say.” Dem jungen Publikum scheint dies nichts auszumachen, jede Aussage wird lautstark bejubelt und mit fröhlichen „Schnitzel, Schnitzel!“-Chören beantwortet. Danach liegt der Schwerpunkt wieder auf der Musik.

Schnell zeigt sich nämlich, dass Skillet eine echte Liveband sind. Klingen viele der Songs auf der CD noch oft nach den typischen amerikanischen Musikgenossen à la 3 Doors Down und Hinder (plus Streicher), so stellt die Performance der Band dieses Urteil schnell auf den Kopf. Der glasklare Sound im Münchener Backstage lässt jeden Geigenton und jede Bassnote hervortreten. Elektronische Spielereien runden die Rocksongs ab und zeigen, dass Skillet vor allem durch ihre musikalischen Fähigkeiten überzeugen wollen. Selbst die langsameren und poppigeren Stücke wirken live viel schneller und mitreißender. Die von Skillet ausgestrahlte Energie geht dementsprechend fix auf das Münchner Publikum über. Besonders bei den härteren Alternative-Songs wie „Saviour“ und „Sick Of It“, die fast schon Richtung Nu-Metal tendieren, wird dies deutlich. Auch die ruhigeren Stücke, wie „American Noise“ vom neuen Album „Rise“, erzeugen eine besondere Atmosphäre, zu der auch die erstaunlich textsicheren und singfreudigen Zuhörer beitragen.

„Monster“ eröffnet zum Abschluss noch einen riesigen Moshpit durch die ganze Halle. Nach einem Cello- und einem Geigensolo folgt dann das hymnische „Rebirthing“ als letzte Zugabe. Danach verlassen Skillet die Bühne – um nächste Woche wieder die Vorband für Nickelback abzugeben. Man braucht kein großer Prophet sein um vorauszusehen, dass dies wohl eine der letzten Supportshows in Europa gewesen sein dürfte. Skillet dürfte eine rosige Zukunft bevorstehen – auch abseits der christlichen Musikszene.

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