Einer der letzten Auftritte Mitte Dezember im Hamburger Molotow als Support für seine Freunde von Madsen endete im leichten Chaos. Der renommierte Club und viele umliegenden Gewerbe und Wohnungen wurden kurzerhand evakuiert: Einsturzgefahr! Ähnlich alarmierende Zustände blieben bei Erik Pennys Konzert im Berliner Auster Club zum Glück aus. Die höchste Gefahrenstufe lauerte draussen vor der Tür, denn alle Zuschauer mussten durch den Schnee ins Kellergewölbe stapfen, wo es dann aber im Handumdrehen behaglich wurde.
Der Abend im beschaulichen Ambiente hatte fast schon Wohnzimmer-Charakter und stand ganz in der Tradition von vielen Shows, die der gebürtige Amerikaner und Wahl-Berliner Erik Penny über die Jahre in seiner neuen Heimat gespielt hat. Ob im Sommer am Badeschiff oder in seinen eigenen vier Wänden bei den heimeligen und stets beliebten „Sofa Sessions“ – die Nähe zum Publikum ist ihm wichtig und Barrieren jeglicher Art existieren nicht. Auch die Support-Shows für Madsen oder Joe Cocker im größeren Rahmen sind da keine Ausnahme.
Für seinen ersten Auftritt im neuen Jahr war der Singer-Songwriter ganz auf sich alleine gestellt und ohne Begleitband angerückt. An mangelnder Bühnepräsenz fehlte es dem sympathischen Musiker jedoch nicht, bot er neben den gespielten Songs auch Storytelling der ganz anderen Art und schaffte es zwischendurch immer wieder mühelos mit heiteren Anekdoten zu Songs oder Episoden aus seinem Leben zu punkten. Stets im Herzen mit dabei ist da noch ein anderer Ort: Husum. Ein Plätzchen an dem schon der eine oder andere Song entstanden ist und dessen frische Nordseeluft Erik Penny auch mal meint aus dem Lüfter über der Bühne wahrzunehmen. Bis ihm auffällt, dass der Windsog von oben eher nach München duftet. Die dabei mitschwingenden Assoziationen behält er allerdings für sich.
So oder so, die Atmosphäre im Auster Club ist ausgelassen und Erik Penny kann im Laufe des Sets in Bezug auf die Songs auf randvoll gefüllte zehn Jahre zurückblicken, in denen er seine Erfahrungen in einer Vielzahl an sehr persönlichen Liedern verarbeitet hat. Auch wenn das neue, bald erscheinende Album „Heart Bleed Out“ Label technisch noch ein Zuhause sucht, konnten die Zuschauer an diesem Abend gleich eine ganze Reihe Lieder davon hören und sich überzeugen, dass Erik Penny dieses Jahr erfolgreich an sein bisheriges Werk anknüpfen wird. Scherzend wirft dieser in den Raum ein Songwriting-Trick von Bob Dylan hätte auch ihm dabei geholfen einen Song aus der Taufe zu heben. In dem Buch „Songwriters On Songwriting“ von Paul Zollo erfährt der Interessierte dann auch die Details.
Eine Anleitung zum Mitsingen brauchte das Publikum dagegen gerade bei älteren Stücken nicht. Vor allem „Under The Gun“ avanciert live zu einem großen Background-Chor, bei dem Erik Penny die Textsicherheit der Fans gerne auf die Probe stellt, indem er ihnen ganz das Zepter in die Hand und sich stellenweise vollständig zurücknimmt. Im Auster Club funktioniert dieses Spiel tadellos und führt auf beiden Seiten des Bühnenendes zu glücklichen Gesichtern. Die Freude über die vielen ihm bekannten Menschen im Raum steht Erik Penny geradezu ins Gesicht geschrieben und doch lässt er es sich nicht nehmen seine Dankbarkeit darüber, sowohl in Englisch als auch in Deutsch, an mehreren Stellen im Konzert auszudrücken.
Gerade deswegen erntet sein gezogener Vergleich mit der ihm gereichten Wasserflasche: „It’s as cold as my heart“ viele Lacher, denn jeder der den amerikanischen Musiker schon einmal live erlebt hat, weiss das Gegenteil zu bezeugen. Da hilft auch nicht die Anmerkung seitens des Hauptakteurs des Abends, er wäre damals zu seiner High-School-Zeit ein großer Fan von The Smiths gewesen. Dunkle Klamotten und ein pessimistisch-trübes Weltbild inklusive. Dieses hat er mittlerweile aber vollständig abgelegt und konzentriert sich gerade in seinen Songs lieber auf den Hoffnungsschimmer, selbst wenn die angesprochenen Themen einmal zu Traurigkeit, Unverständnis oder schwierigen Lebenslagen tendieren.
Das von ihm angekündigte Reinfeiern in den Geburtstag der anwesenden Schwiegermutter musste dann doch noch ein wenig länger warten, weil das Publikum sich mit Beifall ein paar zusätzliche Songs erhascht hatte. Unter anderem eine gelungene Creedance Clearwater Revival Cover-Version von „Bad Moon Rising“, die mit Akustik-Gitarre und gezügelterem Tempo als im Original an Ausdrucksstärke gewann. Die Schale des Auster Clubs und allen Anwesenden hat Erik Penny mit seinem charismatischen Auftritt allemal geknackt.