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Sportfreunde Stiller und der ironische Song

Die Sportfreunde Stiller, die letztes Jahr ihr Album “New York, Rio, Rosenheim” heraus gebracht haben, haben auf ihrem Album einen heimlichen Anti-Hit, nämlich den bisher unveröffentlichten Song “Wieder kein Hit”.

Dabei zeigen die Sportfreunde bisher unbekannten Mut zur Ironie. In dem hauptsächlich von akustischen Gitarren dominierten Stück erzählt Sänger Peter Brugger davon, sich morgens noch mal umzudrehen anstatt aufzustehen, sich später “eine feine Scheibe” aufzulegen und darüber zu grübeln, wie es denn so ist, gleichzeitig “Punkrapper” und “Kommunist” zu sein.

Im Sportfreunde Stiller typischen Mitgröl-Refrain heißt es dann lakonisch “Ich habe heut’ wieder keinen Hit geschrieben, doch ich hab’ damit meinen Frieden / Hab’ mal wieder nicht gemacht, was ich sollte, sondern einfach nur, was ich wollte.” Natürlich ist das reine Koketterie, denn auch “Wieder kein Hit” würde natürlich – so wie die ausgekoppelte Single “Applaus, Applaus” wieder einer werden, wenn man sich doch dazu entschlösse, den Titel zu veröffentlichen.

Das im Song angedeutete “Sorglos-in-den-Tag-hinein-leben” hat natürlich nichts mit dem Alltag der Sportfreunde zu tun. Die sind Vollzeit-Berufsmusiker und im Gegenteil immer dazu bestimmt, den nächsten Hit, das nächste Album, die nächste Tour zu produzieren. Pop-Musik und speziell Deutsch-Pop ist nichts locker, künstlerisch Erschafftes, sondern muss sich im täglichen Einsatz erkämpft werden.

Gerade und weil man auf den deutschen Markt begrenzt und angewiesen ist. Daran ändern auch Zeilen wie Sidos flapsig, zusammen mit Helge Schneider dahin gesungenes “Was ist nur los in diesem Land? / Alle gehen arbeiten, nur ich nicht” oder Shindys lässig gerappte: “Arbeit ist out” nichts.

Stattdessen zeigen die unzähligen Castingshows der deutschen Fernsehsender unermüdlich den Pfad zum möglichen, natürlich kommerziellen Erfolg auf, den eine Karriere im “Pop-Biz” mit sich bringen kann.

Kommerzieller Erfolg ist erstrebenswert und geht auch prinzipiell in Ordnung. Anders als früher manch “Indie”-Künstler oder Punkrocker mit verklärtem Blick behauptete, man schreibt keine guten Songs, wenn der Kühlschrank leer und die Existenzsorgen groß sind.

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