„Wenn man als Boxer in der dritten Runde japst, ist man eigentlich schon tot“, ächzt ein schweißüberströmter Bosse. „Und so ist es als Sänger auch!“ Nach drei Songs ist Axel Bosse an diesem Samstagabend in der Augsburger Kantine bereits nassgeschwitzt.

Dabei gilt er doch als einer der Spätzünder der deutschen Popmusik, denn es dauerte vier Versuche bis zum ersten großen Erfolgsalbum „Kraniche“. Heute feiert Bosse das zehnjährige Bandjubiläum – und ist erfolgreich wie nie zuvor, weil er endlich seinen perfekten Sound gefunden hat.

Bosses Markenzeichen sind deshalb die ausverkauften Clubtouren geworden. Knapp 600 Zuschauer drängen sich im langen Schlauch der seit Wochen ausverkauften Augsburger Kantine.

Stimmungsvoll beginnt Bosse seine Konzertreise mit „Kraniche“. Von der ersten Sekunde an gewinnt der Wahlberliner durch seine ehrliche Art Sympathien und diese scheinen sich bei jeder Ansage zu vervielfältigen.

Schon beim vierten Song „3 Millionen“ springt Bosse ins Publikum – auf der Suche nach einem Zuschauer „der da vorhin so schön gesungen hat“. Was folgt ist ein Duett ohne jegliche Berührungsängste inmitten der Masse.

Während Indiebarden wie Thees Uhlmann meist witzig und eloquent, aber doch etwas abgehoben die Geschichten zu ihren Songs erzählen, zeigt sich Bosse extrem bodenständig. Die Freude über den rasanten Erfolg ist ihm in jeder Sekunde anzusehen, etwa wenn er vom ersten Konzert in Augsburg vor 50-60 Zuschauern erzählt.

Diese Zeiten sind aber längst vorbei, denn schon mit dem Vorgängeralbum „Wartesaal“ schaffte Bosse die Top 20 der deutschen Albumcharts. Spätestens mit den neuen Songs auf „Kraniche“ ist die Band allerdings ganz oben angekommen – eben auch auf Platz 4 der Charts.

Mal ruhig und nachdenklich wie bei „Sophie“ und „Vive La Dance“, träumerisch schwelgend bei der Akustikversion von „Istanbul“ und wild drauflos rockend mit „Tanz Mit Mir“ präsentiert sich Bosse den Augsburgern.

Die E-Gitarre ist an einigen Stellen zu laut, was den Popsongs allerdings auch einen passenden Rocktouch verleiht. Auf der Bühne klingt vieles schneller und heftiger als auf der Platte und Axel Bosses typischer Tanzstil sorgt für ein tanzendes Augsburg.

Dass dieser an einer Erkältung leidet, belegt die Kanne voll Salbeitee am Bühnenrand und das Erkältungsspray daneben. Für einen Moment wird Bosse „schwarz vor Augen“ und er muss seinen Song kurz abbrechen, doch routiniert beginnt er die Songzeile erneut. Umso bemerkenswerter ist es deshalb, dass er trotzdem auf 18 Stücke in knapp zwei Stunden kommt.

Bosse beherrscht das Spiel mit den Publikumschören, etwa beim Überhit „Schönste Zeit“ oder dem eingängigen „Vier Leben“. Nach „Frankfurt/Oder“ verabschiedet sich die Band, nur um für drei Zugaben erneut die Bühne zu betreten.

„Yipi“, „Am Alten Strand“ und das melancholische „Konfetti“ beenden den Abend zwar ohne Konfettiregen, aber lassen trotzdem begeisterte Fuggerstädter zurück. Manchmal braucht es eben keine pompösen Effekte, sondern allein die Musik – und einen bodenständigen Entertainer.

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