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Mighty Oaks – Howl

Mighty Oaks (Credit Bowen Ames)

God Almighty! Diesen Ausruf möchte man aus seinen Lungen pressen, wenn man der Tatsache ins Auge blickt, dass Mighty Oaks nun endlich ihr lang erwartetes Debütalbum “Howl” veröffentlicht haben. Die mittlerweile in Berlin beheimatete Band hat nicht wie so viele andere Künstler zum Schnellschuss angelegt, sondern in Sachen Bandentwicklung und der Sammlung von Erfahrungen eine wahre Ochsentour hingelegt bevor sie uns nun das Resultat davon in Form ihres ersten Albums vorlegen.

Zwei EP’s, “Driftwood Seat” und “Just One Day”, schickte das Trio vorweg und tastete sich immer weiter vor bis die Songs ihnen schließlich die gewünschte Aufmerksamkeit einbrachte. Ein sicherlich ebenso wichtiger Faktor war die konstante Präsenz auf Bühnen der Clubs und auf Festivals. Ob als Support von John Vanderslice, Dry The River oder den Shout Out Louds – Mighty Oaks nutzten diese Gelegenheiten, um als Band zusammenzuwachsen und an ihrem Folk-Sound zu schleifen. Ein Hightlight dürfte dabei die Einladung im letzten Jahr gewesen sein vor tausenden von Menschen im Vorprogramm von Kings of Leon in der Berliner Waldbühne aufzutreten.

“Howl” vereint viele gängige Folk-Elemente, die jedoch zum Glück nicht als bloßes Aufwärmen einer musikalischen Tradition verstanden werden dürfen. Natürlich wirft die Band unter dem Strich einen Blick zurück und verneigt sich über weite Strecken vor den Pfeilern der Folk-Szene, aber schafft es im selben Atemzuge eben jene deutlichen Einflüsse so auf ihre Songs zu übertragen, dass sie sich ein Türchen für eigenständige Melodien offenlassen, die dem Charakter nach dennoch ungemein vertraut wirken. Ganz so, als würde ein alter Freund zu Besuch kommen und eine Flasche guten Rotweins mitbringen, die mindestens ebenso viele Geschichten zu erzählen hätte.

Mighty Oaks mussten erst aus den USA, UK und Italien ihren Weg nach Deutschland finden, um sich in diesem Maße der Musik zu verschreiben. Wahrscheinlich rührt auch daher der fest in den Songs verankerte Freiheitsgedanke und das nicht minder imposante Gefühl von Weite, das die Songs auf “Howl” durchzieht und immer weiter trägt. Kein Folk-Album dieser Welt kommt wohl ohne das Gefühl von Sehnsucht und Romantik aus. Mighty Oaks wissen um diese beiden wichtigen Stützen des Indie-Folk und orientieren sich verstärkt an warmen und leidenschaftlich-gefühlsbetonten Klangfarben.

Diese spannen sie wie ein Netz aus erhabenen Momenten zwischen Unaufdringlichkeit und gewaltigen Gefühlsregungen über ihre Songs. Mit dem Effekt, dass sich einem beim Hören der Lieder wie von selbst eindrucksvolle Landschaftsbilder vor dem inneren Auge auftürmen. Auch wenn Berlin eher weniger als Inspirationsquellen gedient haben dürfte – die immer wiederkehrenden Ausflüge in die Natur auf textlicher Ebene nehmen auf “Howl” eine zentrale Rolle ein und werden dem Hörer auch auf musikalischer Seite zum Greifen nahe vor die Nase gehalten.

Sowohl klanglich als auch stimmlich haftet den Stücken eine gewisse Rauheit an, die sich aller geschaffenen Nähe zum Trotz mit der inneren Zerrissenheit auf inhatlicher Ebene verbindet. Das hält Ian Hooper (Vocals, Gitarre), Craig Saunders (Bass) und Claudio Donzelli (Gitarre) allerdigs nicht davon ab sich größtenteils anschmiegsam zu geben und das Image der raubeinigen Naturburschen zumindest im Ansatz aufrecht zu erhalten. Und dafür stimmen wir wohlig aufheulend zusammen mit ihnen ein.

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