Dass aus Skandinavien jede Menge tolle Bands kommen, ist nicht erst seit gestern bekannt. Dabei reicht die musikalische Bandbreite von Pop über Rock bis zu Metal. Zu der skandinavischen Musik, die sich auf alle Fälle zu hören lohnt, zählt auch das neue Album „Dreams “ von dem dänischen Trio WhoMadeWho. Es ist die fünfte Platte der drei Jungs und vielleicht ihre bisher beste.
Beim ersten Reinhören denkt man spontan an „Bad Kingdom“ von Moderat. Kein Wunder, denn auch WhoMadeWho hat einen starken Dance-Backround und sich sogar von der Berliner Clubszene inspirieren lassen. So ist zum Beispiel der Song „Hiding In Darkness“ nach einem Ausflug in den Berliner Club Berghain entstanden. Beeinflusst wurde er von der dunklen Energie, die in einer durchtanzten Nacht entstehen kann, wenn man anfängt, über all die anderen Clubgänger nachzudenken. Darüber, was für ein Leben sie führen und was wohl in ihren Köpfen vorgehen mag.
Jeppe Kjellberg (Gesang und Gitarre), Tomas Barfod (Schlagzeug und Producer) und Tomas Hoffding (Gesang und Bass) haben hohe Ansprüche an sich und ihre Songs. Sie wollen nicht einfach nur für ihre Live-Shows und ihre auffälligen Kostüme gemocht werden, sondern für ihre Melodien und die Musik, die sie machen. Dabei ist es den Dänen wichtig, dass sie sich nicht wiederholen, sondern immer wieder Neues erschaffen. Das ist die beste Garantie dafür, dass ihnen selbst nicht langweilig wird. Ebenso wenig wie ihren Fans.
Exklusiv und luxuriös
Im Vergleich zur Vorgängerplatte „Brighter“ von 2012, auf der viel Keyboard zu hören ist, dominiert auf „Dreams“ eindeutig der Gitarrensound. Dadurch werden die Songs entspannter und sind nicht nur für den Club geeignet, sondern erschaffen eine Loungeatmosphäre, die durchaus Wohnzimmer tauglich ist. Bisher lag immer eine gewisse, für Skandinavier so typische Melancholie über der Musik des dänischen Trios. Die fehlt auf „Dreams“ fast vollständig.
Die Qualität der elf Songs zeichnet sich dadurch aus, dass sie weder monoton noch langweilig sind. Stattdessen entdeckt man beim mehrmaligen Hören immer neue Facetten und Farben, wird überrascht, will gleich noch mal hören. Neugierig darauf, was das Ohr noch so alles erfreuen wird. WhoMadeWho arbeiten nicht mit Knalleffekten, die einmal die komplette Aufmerksamkeit auf sich ziehen und dann keine Überraschungen mehr bieten. Stattdessen ist das Glitzern und Flimmern überall versteckt, ganz genau in den eingängigen Rhythmus einkalkuliert.
Verschiedene Musikrichtungen fließen ineinander
Gegründet wurde WhoMadeWho übrigens schon 2003 in Kopenhagen. Benannt hat sich das Trio nach dem gleichnamigen Album von AC/DC. Alle drei haben vor ihrem gemeinsamen Bandprojekt andere musikalische Richtungen verfolgt. Tomas Barfod spielt Schlagzeug seit seinem 11. Geburtstag und hat zunächst in verschiedenen Funk-, Fusion- und Jazzbands mitgespielt. Erst in den 90ern entdeckt er die elektronische Musik für sich. Jeppe Kjellberg beginnt schon mit sieben Jahren Gitarre zu spielen und schließt sich verschiedenen avantgardistischen Jazzbands an. Er lebt und studiert für eine Zeit lang in New York, dann macht er am Kopenhagener Konservatorium seinen Abschluss in Rhythmischer Musik. Tomas Hoffding hat vor WhoMadeWho in der dänischen Garagenrockband Garbo gespielt.
Auch wenn – oder vielleicht gerade weil – die drei Dänen ganz verschiedene Musikstile ausprobiert haben, hebt sich der Sound auf „Dreams“ von der Masse ab. Das Album erscheint am 28. Februar und im April präsentieren WhoMadeWho die neuen Songs auf ihrer Deutschlandtour in Köln, Berlin, Leipzig, München und Hamburg.