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Paolo Nutini – Caustic Love

Paolo Nutini - Caustic LoveVor acht Jahren betrat Paolo Nutini die Bühne der Popwelt und wurde fortan von seinen Fans gefeiert und gleichzeitig von den Kritikern abgestraft. Sowohl sein Erstling “These Streets” als auch das 2009 erschienene “Sunny Side Up” konnten den Großteil der Musikmagazine und Feuilletons nicht überzeugen.

Denkbar niedrig waren somit die Erwartungen an seine neuste Veröffentlichung “Caustic Love”. Deren erster Song “Scream (Funk My Life Up)” entpuppte sich schon vor dem Release zu einem kleinen Hit – unverständlicherweise, denn Nutini setzte mit diesem Track genau an der alten, falschen Stelle an. Verloren zwischen Pop, Indie und Funk jault er sich in alter Manier durch die knapp drei Minuten Spiellänge. Als Hörer macht man sich auf das Schlimmste gefasst, weiß man doch, dass noch zwölf Songs folgen werden.

Doch dann die Wende: Schon der zweite Track “Let Me Down Easy” taucht tief in moderne Soulgefilde ab. Ein total runder Song, der offenbart, dass Nutini in diesem Genre unvermuteterweise bestens aufgehoben ist. Seine Stimme, die immer etwas (und teilweise zu sehr) zum Schmelz neigt und in den Höhen leicht rauchig klingt, passt genau in dieses Klangbild. Was früher häufig wie ein willkürlich zusammengewürfeltes Musikwirrwarr klang, fügt sich ineinander.

Dieser gute Eindruck kann tatsächlich über die gesamte Dauer des Albums gehalten werden. Während sich einige Songs stärker an Popeinflüsse anlehnen (“One Day”), vertiefen sich andere vollends im Soul (“Looking For Something”). Darüber hinaus hat sich Nutini mit Janelle Monáe in “Fashion” eine großartige Sängerin an seine Seite geholt, neben der er jedoch zu keiner Zeit blass wirkt. Neben dem bereits angesprochenen “Let Me Down Easy” dürfte auch “Iron Sky” zu den Highlights gezählt werden – allein schon wegen der Einbindung eines Auszugs aus Charlie Chaplins Rede aus “Der große Diktator”.

Obwohl Paolo Nutini sich teilweise immer noch in seinen Texten Richtung Simplizität verläuft (Beispiel: “What a body, what a woman” in “Fashion” hätte auch ein Zitat von der Baustelle an der Straßenecke sein können), ist er dennoch niemals ernstzunehmender gewesen. Keine weitere bedingungslose Anbiederung an die Popmusik an sich, sondern eine dezidierte Auswahl an Pop- und Soulelementen. So klingt ein Künstler, den man nicht unterschätzen sollte und der, wenn er diesen musikalischen Weg weiterverfolgt, beim nächsten Album hoffentlich auch im ersten Song auf gesangliche Jugendsünden verzichten wird.

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